Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ich denke zuerst mal an die Technik: eine Kamera, ein Objektiv, im Idealfall ein 35mm. Keep it simple! Schwarz-Weiss. Nah dran. Oft etwas verwackelt oder mit gewisser Unschärfe. Hartes Licht. Schlagschatten. Und noch einmal: Nah dran. Beeinflusst werde ich jeden Tag durch Ausstellungen, Magazine, Freunde, Social Media. Und ganz wichtig: mir treu bleiben. Mein Credo? Nah dran und der Wahrheit verpflichtet! Und alles mit einer grossen Leichtigkeit.
Auffallend an deinem Œuvre ist auch deine einprägsame Ästhetik in Schwarz-Weiss. Welche Bedeutung haben für dich SW-Bilder?
Ich persönlich mag schwarz-weisse Bilder sehr. Sie sind verdichteter, abstrakter, vielleicht sogar wahrer. Für mich sind sie Realtät. Farbe ist mehr dokumentarisch. Aber schlussendlich geht es nicht um Farbe oder nicht, es geht um gute Bilder, die die Zeit überstehen.
Stichwort Zeit: was ist dein wiederkehrendes Thema oder Anliegen in deinem Schaffen über all die Jahre?
Das wiederkehrende Element ist eine gute Geschichte zu erzählen, die wahr ist, die packt und politisch eine gewisse Relevanz hat. Meistens handelt es sich bei mir um Rituale in verschiedenen Kulturen. Sei es bei den Yakuzas bei ihren Aufnahmezeremonien oder bei den Voodoonsi in Westafrika. Das ist das richtige Leben. Ja, ich glaube an die Macht der Bilder. Die Kraft, etwas zu verändern. Wie meine Reportage über die philippinischen Kinderprostituierten. Die Publikation hat eine Gesetzänderung bewirkt Das ist Kraft.
Werfen wir einen Blick nach vorn. Was ist deine Vision für die Zukunft der Fotografie?
In der heutigen Zeit – von Smartphone und Social Media – ist die Fotografie komplett demokratisiert. Wir haben unzählige Möglichkeiten, Bilder zu publizieren. Das ist etwas Grossartiges. Das hilft auch der professionellen Fotografie, um sich abzuheben, indem sie Fotografie auf eine neues Level hievt. Fotografie hat die Chance, zwischen den Ebenen zu fotografieren. Und das geschieht vor allem über die persönliche Wahrnehmung des einzelnen Fotografen. Das bedingt natürlich auch ein bestimmtes technisches Verständnis. Meiner Meinung nach muss die Fotografie auch einen künstlerischen Anspruch befriedigen. Die Kamera ist nur das Tool dazu.
Welche Rolle werden und sollten Fotograf:innen in der Fotografie der Zukunft spielen?
Es gibt die Unterhalter, die Künstler und die engagierten Bilderhersteller, die die Welt verändern, die mit ihrer Kunst etwas bewegen wollen. Im Idealfall sehe ich alle drei Personen in einer.
Ein nächstes Projekt?
Erst kürzlich haben wir die Ausstellung im Museum für Gestaltung abgebaut. Nach 2 Jahren Vorbereitung und 7 Monaten Ausstellungsdauer mit über 26’000 Besuchenden gönne ich mir nun erstmal eine kleine Auszeit. Ich werde mit meiner Familie, Julia und den drei Kindern in die USA fliegen und dort in Texas und Colorado reiten gehen. Western Style! Wir sagen uns immer: Wir fahren in die Ferien! Zurück kommen wir immer mit einer Foto-oder Kurz-Filmgeschichte, von der wir bei Beginn der Reise noch keine Ahnung hatten. Ich liebe diese Überraschungen. Ich bin ja erst 72.