18.06.25 zurück

Prime & Zoom auf Reisen – ein Vergleich

Festbrennweiten oder Zoom? Diese Frage hat Denny Waves auf seiner mehrwöchigen Reise durch Indonesien begleitet – vom Dschungel Sumatras bis zur Küste Lomboks. Gemeinsam mit einem befreundeten Fotografen wechselte er bewusst zwischen beiden Objektiv-Setups, um herauszufinden, welches sich unterwegs besser bewährt. In diesem Beitrag zeigt er, wie sich das neue XF 16-55mm geschlagen hat – und wo seine vertrauten Festbrennweiten die Nase vorn haben.
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Denny Profilbild

Denny Waves

Ich bin Denny Waves, Reise- und Portraitfotograf, und seit über einem Jahrzehnt prägt die Fotografie mein Leben mit Abenteuer, Leidenschaft und Erfüllung. Ob in den goldenen Dünen Namibias, in den mystischen peruanischen Anden oder entlang der endlosen Küsten Vietnams, ich halte stets Ausschau nach Momenten und Motiven, die ich ästhetisch einfangen kann. 

Mich begeistert sowohl die technische als auch die künstlerische Seite der Fotografie. Während die Technik mir hilft, meine Vision präzise umzusetzen, erlaubt mir die künstlerische Seite, Emotionen und Stimmungen einzufangen. Gerade das Zusammenspiel von Präzision und Kreativität macht für mich die Magie der Fotografie aus.

Wenn ich nicht auf einem Projekt unterwegs bin, gebe ich Fotografie-Workshops, verfasse Artikel oder organisiere Creative Meetups, bei denen der Austausch, die Inspiration und das gemeinsame kreative Schaffen im Mittelpunkt stehen. Die Fotografie ist für mich weit mehr als ein Beruf, sie ist meine Art, die Welt intensiv und bewusst zu erleben.


Reisefotografie reduziert – zwischen Kreativität und Kompromiss

Ich bin Denny Waves und die Reisefotografie fasziniert mich inzwischen seit über einem Jahrzehnt. Vor allem, weil sie so vielseitig ist. Keine andere fotografische Disziplin erlaubt es mir, Landschaften, Portraits und Strassenszenen ineinander zu verschmelzen und in einem Projekt miteinander zu verbinden. Genau diese Vielfalt fordert mich immer wieder heraus und sorgt dafür, dass ich mich ständig weiterentwickle. Nicht nur als Fotograf, sondern auch als Mensch.

Genau aus diesem Grund startete ich gemeinsam mit einem Fotografenfreund eine mehrwöchige Reise durch Indonesien Es war eine Reise voller Kontraste, voller Abenteuer und voller Motive, die mit der Kamera festgehalten werden wollten: Unterwegs im dichten Dschungel Sumatras, auf der Suche nach Orang-Utans. Auf einer Insel weiter in Richtung Osten mit zwei Vulkanen, die sich dramatisch ins Landschaftspanorama einfügten. Auf Bali, während einer der wichtigsten kulturellen Feiertage. Und zu guter Letzt der Sprung auf die Insel Lombok, wo sich der entspannte Surf-Lifestyle perfekt in Bildern festhalten lässt. Neben den zahlreichen kreativen Herausforderungen auf dieser Reise beschäftigte mich ausserdem noch eine Frage: Eignen sich Festbrennweiten oder Zoom-Objektive besser für die Reisefotografie?

Nach unzähligen Bildern und Videosequenzen habe ich endlich meine persönliche Antwort gefunden. In diesem Beitrag erfährst du, wie sich das neue XF 16-55mm-Objektiv geschlagen hat. Und vor allem, warum es sich in manchen Situationen sogar gegen mein bewährtes Trio aus Festbrennweiten durchsetzen konnte.

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Meine Ausrüstung auf Reisen

Mein Reise-Setup halte ich bewusst leicht und kompakt. Gleichzeitig soll es flexibel genug sein, um eine grosse Bandbreite an Motiven hochwertig abzudecken. Idealerweise umfasst meine Ausrüstung einen Brennweitenbereich von etwa 24mm bis 400mm. Die meisten meiner Aufnahmen entstehen dabei im Bereich um 50mm. Für Porträts greife ich bevorzugt zur 80mm-Brennweite. Sie erlaubt mir, Menschen in ihrem Umfeld mit angenehmer Distanz und weicher Hintergrundunschärfe zu fotografieren. Eine hohe Lichtstärke und ein schönes Bokeh sind mir dabei besonders wichtig. Sie geben den Bildern jene Tiefe und Stimmung, die ich gerne transportiere.

Auf dieser Reise durch Indonesien hatte ich einige Motive im Kopf, die schon seit Jahren auf meiner Wunschliste standen. Darunter die Hügellandschaft um den Vulkan Bromo, die auf mich ausserirdisch wirkt. Ich habe mir vorgenommen, diese Reise nicht nur fotografisch, sondern vor allem auch mit stimmungsvollen Videos festzuhalten. Die Ergebnisse sollen die Atmosphäre der Orte festhalten und vor allem auf den sozialen Medien präsentiert werden.

Ich war bereits seit ein paar Wochen mit meinem gewohnten Setup in Südostasien unterwegs, als sich die Gelegenheit bot, das neue XF 16-55mm auf dieser Reise durch Indonesien zu testen. Um das Zoom-Objektiv direkt mit meinen drei geliebten Festbrennweiten zu vergleichen, habe ich während der Reise bewusst zwischen den beiden Setups gewechselt. Meist im Tagesrhythmus: ein Tag Zoom, ein Tag Primes. Das liess sich gut umsetzen, da wir an den meisten Orten mindestens zwei Tage eingeplant hatten. Ergänzend hatte ich mein bewährtes XF 70-300mm für Motive im Telebereich immer griffbereit. Da ich in Afrika bereits ausgiebig mit der unglaublich scharfen Festbrennweite XF 200mm F2 gearbeitet habe, kann ich im Verlauf des Beitrags auch auf die Unterschiede zwischen diesen beiden Tele-Objektiven eingehen.

Über mehrere Jahre setzte ich von Weitwinkel bis zum leichten Tele primär auf Festbrennweiten. Ich habe zu diesem Thema auch bereits einen Beitrag geschrieben und mich klar fürs Team Festbrennweiten ausgesprochen. Festbrennweiten zwingen mich dazu, meine Füsse zu nutzen und regen so meine Kreativität an. Nach einer Weile lernt man, den Bildausschnitt der verschiedenen Brennweiten zu sehen und kann so schnell einschätzen, welche Linse das Motiv am besten zur Geltung bringt. Zudem weiss ich mittlerweile, wie es sich mit der Winkel-Verzerrung der Linsen verhält und kann so bewusst entscheiden, welche Bildwirkung ich mit welchem Objektiv erzeugen möchte.

Vor allem aber nutze ich in meiner Arbeit oftmals eine gezielte Hintergrundseparierung, um mein Motiv stärker in den Fokus zu rücken und meinen Bildern eine Dreidimensionalität zu verleihen. Dabei ist jeder F-Stop Gold wert. Genau aus diesem Grund ist das 56mm F1.2 auch mein meistverwendetes Objektiv. Irgendetwas an dieser Linse wirkt einfach magisch. Sie verleiht meinen Bildern einen Charakter und ein organisches Gefühl, das ich so mit kaum einem anderen Objektiv erreiche.

In der Regel bin ich immer mit allen 3 Objektiven im Gepäck unterwegs. Da die drei Linsen zusammen noch immer weniger als ein Kilo wiegen, kann ich das auch auf einem mehrtägigen Hike durch den Dschungel in Sumatra gut verkraften.

Natürlich gab es auf meinen Reisen auch immer wieder mal Situationen, in denen ich mir nichts mehr als ein Zoomobjektiv gewünscht habe. Vor allem bei Events und Festlichkeiten, bei denen sich viele spontane und unvorhersehbare Motive aus dem nichts ergeben.

Zoomlens 16-55mm F2.8

Das Erste, was mir am neuen XF 16-55mm auffiel, war die deutlich reduzierte Grösse im Vergleich zur Vorgängerversion, die ich seit ihrer Ankündigung im Einsatz hatte. Als Reisefotograf, der auch nicht mehr jünger wird, ist das geringere Gewicht ein echter Pluspunkt. Auch mein Freund, der mir die Linse aus der Schweiz mit nach Indonesien gebracht hatte, war dankbar, dass sie seinen grossen Kamerarucksack kaum zusätzlich belastet hat.

Die kompakte Bauweise hat sich auf den langen Trekking-Touren durch den Dschungel und bei den Vulkantouren schnell bezahlt gemacht. Vor allem in Kombination mit meinem Gimbal war die kleinere Linse ein Segen. Es ist schlicht viel einfacher, ein leichtes Setup zu balancieren.

Der Umstieg von den Primes war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Es war nicht so sehr das Arbeiten mit einem Zoom, sondern das Managen meiner FOMO (Fear of Missing Out – Angst etwas zu verpassen). Was, wenn ich ein Motiv entdecke und es nur mit Blende F2.8 freistellen kann? Ja, es gab Momente, in denen ich mir mit Blick auf die ISO-Werte und fürs Bokeh ein bisschen mehr Lichtstärke gewünscht hätte. Vor allem in den dunkleren Ecken des Dschungels. Im Grossen und Ganzen konnte ich aber alle Bilder umsetzen, die ich im Kopf hatte.

Einer der grössten Vorteile des 16-55mm gegenüber einem Trio aus Festbrennweiten ist der wegfallende Objektivwechsel. Auf dieser Reise waren wir oft rauen Bedingungen ausgesetzt: Vulkanstaub, giftige Schwefeldämpfe, starker Wind und Regen. Mutter Natur hat wirklich nichts ausgelassen. In solchen Situationen ist es ein riesiger Vorteil, wenn man das Objektiv einfach drauflassen kann.

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Orang-Utans können sich in wenigen Sekunden von der Baumkrone direkt vor die Linse schwingen. Genau dann zeigt sich der zweite grosse Vorteil eines Zoomobjektivs: Du bleibst im Moment, kannst dich ganz auf das Motiv konzentrieren, statt hektisch im Rucksack nach der passenden Linse zu kramen. Das gleiche habe ich auch beim Fotografieren der Nyepi-Festlichkeiten auf Bali erlebt.

Der Tele-Vergleich

Seit mehreren Jahren gehört das XF 70-300mm fest zu meinem Reise-Kit. Die Linse ist eine grossartige Mischung aus Brennweitenbereich, Naheinstellgrenze und angenehm kompakter Bauweise. Auch auf dieser Reise hat sie vor allem im Dschungel von Sumatra wieder ganze Arbeit geleistet. Mein Lieblingsbild der Tour ist ebenfalls mit dieser Linse entstanden. Darauf zu sehen ist ein Oran Utan Alpha-Männchen, das imposant mitten auf einer Waldlichtung im Dschungel steht.

Auf meiner letzten mehrmonatigen Reise durch Ostafrika hatte ich die Gelegenheit, das XF 200mm F2 zusammen mit dem 1.4x Telekonverter auf mehreren Safaris zu testen. Was mich an dieser Linse besonders beeindruckt hat, war ihre Abbildungsleistung. Die fokussierten Bildelemente sind messerscharf, während das sanfte Bokeh das Motiv geschmeidig in den Mittelpunkt rückt.

Das Arbeiten mit diesen zwei Tele-Linsen unterscheidet sich sehr stark. Während ich das 70-300mm als Reiseobjektiv eigentlich immer im Rucksack dabeihaben möchte, würde ich das XF 200mm nur für dedizierte Projekte verwenden. In der Wildtierfotografie spielt es seine Stärken voll aus. Selbst in der Dämmerung oder in den dunklen Ecken der Serengeti gelingen damit Aufnahmen mit echtem WOW-Effekt und einer Hintergrundseparierung, die sich fast schon illegal anfühlt. Die Linse erfordert allerdings auch ein gewisses Mass an Bewegungsfreiheit. Wenn sich ein besonders fotogener Leopard mal wieder zu nah anpirscht, bleibt einem nichts anderes übrig, als ein paar Meter zurückzuweichen, um die gewünschte Komposition zu erreichen. Und genau diese Freiheit hat man unterwegs leider nicht immer.

Fazit

Über die letzten Jahre arbeitete ich von freien Arbeiten bis hin zu kommerziellen Projekten primär mit Festbrennweiten. Dabei schätze ich die befreiende Lichtstärke und gleichzeitig die Limitierung, die mich dazu bringt, bewusste Entscheidungen über meine Fotografie zu treffen – zur Bildkomposition, zur Perspektive, zur Brennweite. Oft weiss ich beim Blick aufs Motiv intuitiv, welche Linse ich nehmen möchte. Bildwirkung, Hintergrundseparierung, Weitwinkelverzerrung und Kompression spielen dabei genauso eine Rolle wie mein Bauchgefühl.

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Genau diese bewusste Arbeitsweise wurde mit der Zoom-Linse etwas aufgebrochen. Weil die Hürde des Objektivwechsels nicht vorhanden war, kam es oftmals vor, dass ich angefangen habe, mit den Brennweiten zu experimentieren. Vor allem im Weitwinkelbereich hat mir das neue Perspektiven eröffnet. Ich neige normalerweise eher zum leichten Tele und hätte einige spannende Fotos nicht eingefangen, wären die 16mm nicht im wortwörtlichen Handumdrehen zugänglich gewesen.

Das XF 16-55mm F2.8 II hat meine gewohnte Arbeitsweise und Meinung zu Zoom Objektiven auf die Probe gestellt und dafür bin ich sehr dankbar. Es hat gutgetan, meine Routine aufzubrechen und mich selbst fotografisch wieder ein bisschen aus der Reserve zu locken. In manchen Situationen hat mich das Objektiv definitiv dazu gebracht, Blickwinkel auszuprobieren, die ich sonst kaum in Erwägung gezogen hätte.

Wie so oft im Leben lohnt es sich, ab und zu aus dem Vertrauten auszubrechen und neue Wege zu gehen. Nicht nur in der Fotografie, sondern auch für den Kopf. Auf meiner nächsten Reise wird das XF 16-55mm das 16mm F2.8 und das 33mm F1.4 ersetzen. Das 56mm F1.2 wird jedoch weiterhin einen Stammplatz in meinem Kamerarucksack haben. Und das wird sich wohl erst ändern, wenn ein Zoomobjektiv mit mindestens F1.8 auf den Markt kommt.

Foto & Text: Denny Waves

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