GFX100 II & GF500mm: Wildlife-Check mit Martin Mägli
Martin Mägli ist ein professioneller Natur- und Landschaftsfotograf, der das FUJIFILM GFX-System bereits gut kennt. Seit Herbst 2023 nutzt er die GFX100 II und gibt uns ein Recap seiner Erfahrungen mit dieser Kamera. Trotz seiner anfänglichen Skepsis gegenüber dem Autofokus erkennt er schnell den Mehrwert der Kamera. Ob für Reportagen, Shootings oder Tierfotografie, die GFX100 II ist stets in seiner Tasche. Zusätzlich teilt er in seiner Story seine ersten Eindrücke vom neuen GF500mm-Objektiv. Wird das GFX-System mit dem neuen GF500mm Wildlife-tauglich?
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Martin Mägli
Mein Name ist Martin Mägli. Ich bin professioneller Natur- und Landschaftsfotograf und darf sagen, zu den bekanntesten der Schweiz zu gehören. Neben zahlreichen Reportagen in renommierten Magazinen findet man Hunderte meiner Fotos in Kalendern, Büchern, Prospekten oder als gedruckte Wandbilder. Ich durfte bereits mit mehreren Multivisionsshows auf Tournee gehen. Meine Fotos werden regelmässig an internationalen Fotowettbewerben ausgezeichnet. Darüber hinaus gebe ich mein Wissen mit Freude in Fotokursen und Privatworkshops an Interessierte weiter. Das GFX-System gehört seit mehreren Jahren zu meinen Lieblingen. Wer Lust hat, mehr über mich zu erfahren, kann sich auf meiner Website umsehen oder auf meinem Instagram Account vorbeischauen.
Was bisher geschah und wie es weiterging: die AF-Performance auf dem Prüfstand
Ich fotografiere nun seit Oktober 2023 mit der GFX100 II. Zunächst musste ich etwas Vertrauen in die Kamera gewinnen, lernte jedoch schnell, dass ich mich auf den Autofokus verlassen kann. Seit ich mit der GFX100 II fotografiere, hat sich mein Einsatzgebiet für das GFX-System deutlich erweitert. Mittlerweile setze ich die Kamera auch für Reportagen, Shootings, Tierfotografie etc. ein, schliesslich kann es immer einmal vorkommen, dass ich auf meinen Touren Tieren begegne. Früher musste ich diese dann oft manuell fokussieren und hatte relativ viel Ausschuss. Zudem verpasste ich aufgrund der langsamen Serienbildgeschwindigkeit häufig die allerbesten Momente. Heute kann ich mit der GFX problemlos Wildtiere fotografieren oder sie bei einem Shooting auch mit wenig Licht einsetzen. Der Autofokus findet das Motiv in der Regel zuverlässig und so lassen sich mit dem hervorragenden Rauschverhalten der Kamera auch bei hoher ISO tolle Fotos realisieren.
Ihr erinnert euch vielleicht: In einem früheren Beitrag liess ich die Frage nach der Zuverlässigkeit des Autofokus (AF) für mich noch unbeantwortet. Ich war sehr gespannt auf die AF-Performance und nahm mir vor, die Einsatzbereiche weiter zu testen. Mein Fazit: Eine Mittelformatkamera bleibt immer eine Mittelformatkamera, welche nicht auf einen High-Speed-Autofokus ausgelegt ist. Was die GFX100 II jedoch schafft, hätte wohl vor ein paar Jahren kaum jemand für möglich gehalten. Die AF-Performance hat mich überzeugt und meine anfängliche Skepsis beiseitegeschoben. Der Autofokus ist sehr präzise und je nach Objektiv schnell. So sind mit dieser Kamera sogar Actionfotos problemlos umzusetzen.
Neues Objektiv im Test: GF500mm
Ich bin kein Tüftler hinter vier Wänden. So liegt es mir fremd, ein Objektiv im Labor zu testen und dabei tausende Fotos auszuwerten, welche z. B. mit verschiedensten Blenden und aus unterschiedlichen Distanzen fotografiert wurden.
Viel mehr interessiert es mich, wie sich das Objektiv in der Praxis, z. B. in der Wildlife-Fotografie, schlägt. Ich hatte gehofft, das Objektiv am Motiv junger Füchse testen zu können. Mit den Jungfüchsen hatte ich jedoch Pech, da diese offenbar bereits den Bau gewechselt hatten. Dafür ergaben sich mehrere Gelegenheiten, Steinböcke und Vögel zu fotografieren. Darüber hinaus habe ich auch einige gestellte Testaufnahmen mit dem Stativ gemacht, um die Aufnahmequalität genauer zu begutachten und mit dem GF250 zu vergleichen.
Ein gut in der Hand liegendes Leichtgewicht mit vielen Finessen
Ich war von Beginn an erstaunt über die kompakte Bauweise und das geringe Gewicht des GF500. Auch wenn sich das Objektiv nicht ganz so hochwertig anfühlt, hat es sich sehr gut bewährt. Zudem sind mit den diversen Knöpfen an der Seite (Fokus-Limiter und Fokus-Preset) wichtige Voreinstellungen möglich. Die Stativschelle mit bereits eingefrästem Arca Swiss Profil ist äusserst zweckmässig. Die Ausfräsung hinten ist abgerundet, das kann dazu führen, dass der Fuss nicht richtig auf dem Stativ fixiert werden kann.
Dass das Objektiv nur minimal grösser ist als das GF250 und darüber hinaus noch mit 50g weniger Gewicht auskommt, hätte ich mir nicht erträumen lassen. Zusammen mit der GFX100 II liegt die Kombination sehr gut in der Hand. Die Abbildungsqualität ist zudem hervorragend – aus meiner Sicht bereits bei Offenblende. Das Objektiv lässt sich für viele Zwecke einsetzen, auch wenn es sich um eine Festbrennweite handelt. Sei dies für Wildtiere, im Sport, für Details in der Landschaftsfotografie oder für Details allgemein (die Naheinstellgrenze liegt bei 2.75m, was einen Abbildungsmassstab von 1:5 erlaubt).
Das GFX-System in freier Wildbahn: das Motiv darf sich auch bewegen
Ich war ehrlich gesagt sehr skeptisch, als ich hörte, dass FUJIFILM ein 500mm-Objektiv für die GFX produzieren wird. Tatsächlich wurde ich sehr positiv überrascht. Durch das moderate Gewicht lässt sich die Kombination GFX100 II mit dem GF500 gut aus der Hand fotografieren. Der IBIS stabilisiert hervorragend und verlängert die mögliche Verschlusszeit um bis zu 6 Blendenstufen und ermöglicht Aufnahmen von Hand auch bei wenig Licht. Der AF ist leise und für ein Mittelformat wirklich schnell und präzise. Bei Motiven, die sich sehr schnell bewegen, liegt die Ausschussquote etwas höher, insbesondere wenn sich das Tier auf das Objektiv zubewegt. Natürlich ist das Objektiv mit einer Offenblende von f5.6 nicht allzu lichtstark, dafür aber extrem scharf und sehr kompakt. Dank der geringen Schärfentiefe des Mittelformats lässt sich das Motiv sehr schön freistellen. Das Bokeh ist äusserst angenehm, Farbfehler sind mir nicht aufgefallen.
Mit dem 1.4x-Telekonverter verliert man zwar nochmals 2 Blendenstufen, die Bildqualität leidet aber kaum darunter und auch der Autofokus arbeitet immer noch flott und zuverlässig, was den Einsatz eines Konverters sinnvoll machen kann.
Zwar wird das GFX-System für Tierfotograf:innen wohl nicht die erste Wahl sein, jedoch ist es nun erstmals in der Geschichte der Fotografie möglich, tatsächlich ernsthafte Wildlife-Fotografie im Mittelformat zu realisieren. Die Details von 102-MP-Fotos in der 100%-Ansicht sind schlicht unglaublich und die Fotos lassen sich problemlos zuschneiden. Wer sein System also erweitern möchte, wird vom GF500 begeistert sein. Definitiv Wildlife-tauglich!
Impressionen GFX100 II + GF500mm
Fazit
Als ich das GF500 aus der Kiste hob, hatte ich ein erstaunlich leichtes und kompaktes Objektiv in der Hand. Ich war begeistert. Dass das Objektiv eine hervorragende Abbildungsleistung haben würde, hatte ich erwartet und wurde nicht enttäuscht. Die Kombination von Gewicht, Grösse und Performance ist FUJIFILM wirklich hervorragend gelungen. Mit diesem Objektiv erweitert FUJIFILM das mögliche Einsatzgebiet des GFX-Systems erheblich. Wildlife-Fotografie und Motive in grösserer Distanz einzufangen, ist mit der GFX100 II ein Kinderspiel.
Da die Landschaftsfotografie nach wie vor mein Hauptsteckenpferd ist, gehört die GFX100 II zusammen mit dem GF20-35mm f4 nach wie vor zu meiner liebsten Kombi.
Fotos & Text: Martin Mägli
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