Jacqueline, wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben?
Meine Bilder sind oft minimalistisch und folgen dem Anspruch, sich auf das Wesentliche zu reduzieren. Ich lasse mich von Fotografien inspirieren, die eine gewisse Ruhe ausstrahlen und dennoch dazu verleiten, genauer hinzusehen. In meinen Bildern suche ich immer nach einer Balance zwischen Realität und Illusion, die mit dem uns Vertrauten spielt.
Was macht für dich der Reiz an der Modefotografie aus? Wo findest du Inspiration?
Für mich eröffnet die Modefotografie einen Möglichkeitsraum, in dem eine Erzählung, eine Atmosphäre oder eine Botschaft visuell dargestellt werden kann. Mich fasziniert es, neue Welten zu schaffen, mit der Realität spielerisch umzugehen, sie zu verzerren, aus ihr auszubrechen. Natürlich gibt es andere Fotograf:innen oder auch Zeitschriften, die mich inspirieren, aber ich folge keinem klaren Vorbild, sondern lasse mich von Hinweisen oder alltäglichen Momenten leiten. Manchmal ist es auch einfach nur ein Raum oder die Umgebung, die mich zu einer Idee inspiriert.
Was ist das Thema deiner FEMALE VIEWS Edition?
Für mich verbindet die Welt des Zirkus nicht nur Akrobatik und Spektakel, sondern auch den Sprung in eine magische, fast surreale, vielleicht sogar makellose Welt. Eine Traumwelt, die uns einladen kann, in eine fiktive Welt einzutauchen. Diese Ambivalenz zwischen Realität und Illusion wollte ich fotografisch festhalten. Es war mir wichtig, dass es sich bei dieser Arbeit um Modefotografie handelt, also um eine Inszenierung, die einen kreativen Raum schafft, und nicht um eine Dokumentation. Eine blosse Nachahmung von Zirkusvorstellungen wäre einfach, aber durch die Verfremdung wird eine neue Welt geschaffen. Gleichzeitig war es nicht immer einfach, nicht in Klischees zu verfallen.
«Mich fasziniert die Tatsache, dass ein Motiv durch Bewegung nicht mehr greifbar wird. Es schafft eine Stimmung, die einlädt, genauer hinzusehen. Ist das Bildmotiv hingegen scharf, ist die Aussage klarer, realer. Diese Kombination von beidem, von Klarheit und Unschärfe, von Vertrautem und Unbekanntem, finde ich spannend.»