12.05.22 zurück

FEMALE VIEWS – Edition mit Jacqueline Lipp

Wir freuen uns, Jacqueline Lipp als Protagonistin unserer vierten Ausgabe von FEMALE VIEWS anzukündigen – einer von FUJIFILM Switzerland lancierten Initiative mit dem Ziel, Schweizer Fotografinnen und Fotokünstlerinnen eine Bühne zu geben. Nach Mirjam Kluka, Sabina Bösch und Lauretta Suter geht die Carte Blanche der vierten Ausgabe an die Modefotografin Jacqueline Lipp. In ihren Arbeiten reflektiert sie das Wechselspiel von Illusion und Realität und folgt dabei dem klaren Anspruch, Bilder auf das Wesentliche zu reduzieren. Wir sprachen mit der Luzerner Fotografin über Traumwelten und Inszenierung, den weiblichen Blick und die Zukunft der Fotografie.
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Jacqueline, wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben?

Meine Bilder sind oft minimalistisch und folgen dem Anspruch, sich auf das Wesentliche zu reduzieren. Ich lasse mich von Fotografien inspirieren, die eine gewisse Ruhe ausstrahlen und dennoch dazu verleiten, genauer hinzusehen. In meinen Bildern suche ich immer nach einer Balance zwischen Realität und Illusion, die mit dem uns Vertrauten spielt.

Was macht für dich der Reiz an der Modefotografie aus? Wo findest du Inspiration?

Für mich eröffnet die Modefotografie einen Möglichkeitsraum, in dem eine Erzählung, eine Atmosphäre oder eine Botschaft visuell dargestellt werden kann. Mich fasziniert es, neue Welten zu schaffen, mit der Realität spielerisch umzugehen, sie zu verzerren, aus ihr auszubrechen. Natürlich gibt es andere Fotograf:innen oder auch Zeitschriften, die mich inspirieren, aber ich folge keinem klaren Vorbild, sondern lasse mich von Hinweisen oder alltäglichen Momenten leiten. Manchmal ist es auch einfach nur ein Raum oder die Umgebung, die mich zu einer Idee inspiriert.

Was ist das Thema deiner FEMALE VIEWS Edition?

Für mich verbindet die Welt des Zirkus nicht nur Akrobatik und Spektakel, sondern auch den Sprung in eine magische, fast surreale, vielleicht sogar makellose Welt. Eine Traumwelt, die uns einladen kann, in eine fiktive Welt einzutauchen. Diese Ambivalenz zwischen Realität und Illusion wollte ich fotografisch festhalten. Es war mir wichtig, dass es sich bei dieser Arbeit um Modefotografie handelt, also um eine Inszenierung, die einen kreativen Raum schafft, und nicht um eine Dokumentation. Eine blosse Nachahmung von Zirkusvorstellungen wäre einfach, aber durch die Verfremdung wird eine neue Welt geschaffen. Gleichzeitig war es nicht immer einfach, nicht in Klischees zu verfallen.

«Mich fasziniert die Tatsache, dass ein Motiv durch Bewegung nicht mehr greifbar wird. Es schafft eine Stimmung, die einlädt, genauer hinzusehen. Ist das Bildmotiv hingegen scharf, ist die Aussage klarer, realer. Diese Kombination von beidem, von Klarheit und Unschärfe, von Vertrautem und Unbekanntem, finde ich spannend.»

Gab es weitere Herausforderungen, denen du während dieser Arbeit begegnet bist?

Als Fotografin ist man für alle Abläufe am Set verantwortlich. Entsprechend ist eine möglichst genaue Planung wichtig. Die überlangen Stelzen wurden eigens für die Arbeit angefertigt, die extralange Hose wurde speziell entworfen und das Aufpumpen des übergrossen Balls verlangte einiges an Effort! Am Tag des Shootings wusste ich sehr genau, wo und wie welche Bilder gemacht werden sollten. Vieles entsteht aber auch in Bewegung, deshalb ist das Zusammenspiel des Teams am Set genauso wichtig.

In deiner reduzierten Ästhetik spielt die Bewegung oft eine zentrale Rolle in deinen Bildern. Warum eigentlich?

Mich fasziniert die Tatsache, dass ein Motiv durch Bewegung nicht mehr greifbar wird. Es schafft eine Stimmung, die zur Interpretation einlädt. Ist das Bildmotiv hingegen scharf, also durch einen hohen Detailgrad gekennzeichnet, ist die Aussage klarer, greifbarer, realer. Diese Kombination von beidem, von Klarheit und Unschärfe, von Vertrautem und Unbekanntem, finde ich spannend. Diese Überlegung führte auch zu der Entscheidung, die Arbeit in Schwarz-Weiss umzusetzen. Für mich rückt dieses Stilmittel, der Verzicht auf Farbe, die Realität noch weiter weg. So dass der Traum ein Traum bleibt.

Die Edition hast du mit der GFX 100S umgesetzt. Inwiefern hat dich die Technologie bei der Umsetzung dieser Arbeit unterstützt?

Eines ist sicher: Der Mittelformatsensor mit seiner enormen Auflösung gibt mir nicht nur bei dieser Arbeit, sondern vor allem bei Auftragsarbeiten ein hohes Mass an Flexibilität, zum Beispiel wenn eine hohe Datenmenge benötigt wird oder auch um verschiedene Bildausschnitte zu wählen. Ausserdem gab mir der präzise Autofokus das Gefühl, dass ich viel effizienter arbeiten kann. Das ist ganz entscheidend, vor allem bei Produktionen, bei denen es schnell gehen muss. Und das ist ja nicht selten der Fall.

Was bedeutet für dich der weibliche Blick? Existiert deiner Meinung nach ein geschlechtsspezifischer Blick?

Ich glaube schon, dass es eine geschlechtsspezifische Sichtweise gibt. Auf der einen Seite gibt es sicherlich Fotografen, die Klischees bedienen. Aber meiner Meinung nach sieht jeder auch jeden Menschen mit anderen Augen. Jeder hat einen individuellen Blick, unabhängig vom Geschlecht.

Welchen Herausforderungen bist du in deiner Karriere als Fotografin begegnet? Und wie würdest du dir wünschen, dass sich die Branche verändert?

Gerade als eher ruhige Person ist es nicht immer einfach, sich auf all den Kanälen, die uns heute zur Verfügung stehen, zu vermarkten. Ich fände es schön, wenn es nicht mehr darum ginge, wer am lautesten ist, sondern dass die Arbeit für sich stehen darf. Dafür müssen sich natürlich beide Seiten ändern: Frauen sollten sich trauen, selbstbewusster aufzutreten, auf der anderen Seite sollten auch die leiseren Stimmen oder Bilder von der Branche wahrgenommen werden.

Was ist deine Vision für die Zukunft der Fotografie?

Ich finde es toll, dass es immer mehr Initiativen wie FEMALE VIEWS gibt, die Frauen eine Plattform bieten. Es tut sich auf jeden Fall eine Menge in diesem Bereich. Aber es sollte sich noch viel mehr ändern. Dass Frauen auch die grossen Kampagnen umsetzen dürfen, da gibt es sicher noch Nachholbedarf. Für die Branche der Zukunft wünsche ich mir, dass die Arbeit, das Image, zählt und nicht das Geschlecht.

«Für die Branche der Zukunft wünsche ich mir, dass die Arbeit, das Bild, zählt und nicht das Geschlecht.»

FEMALE VIEWS ist ein von FUJIFILM Switzerland initiiertes Carte Blanche-Programm zur Förderung der Sichtbarkeit von Schweizer Fotografinnen und Fotokünstlerinnen. Nach Mirjam Kluka (2020), Sabina Bösch (2020) und Lauretta Suter (2021) lanciert FUJIFILM Switzerland mit Jacqueline Lipp die vierte Edition.
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Photo Jacqueline Lipp
Film: Luciano Mast
Styling Julia Jauner MakeItUp Agency
Hair & Make-up Laura Moser MakeItUp Agency
Design Hosen Marisa Fischer
Model Lovis Lena Scout Model Agency
Assistants Katja Meier, Guido Bucher
Camera FUJIFILM GFX100S

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