22.05.21 zurück

Erfahrungsbericht Fujifilm GF 80mm f/1.7 R WR

Im Sommer 2020 bin ich nach der Aufzeichnung des Fujifilm Podcast beiläufig auf das Thema «Wunsch Objektive» für das Fujifilm GFX System gekommen. Aufgrund meiner Tätigkeit als Werbe-/Lifestyle-/ und Hochzeitsfotograf habe ich mir neben dem GF 110mm f2.0 eine weitere Linse mit sehr grosser Blende und Wow-Faktor gewünscht.
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Ein kurzer Sprung noch weiter zurück: Im Februar und März 2017 durfte ich eine Pre-Release Fujifilm GFX 50s testen und nahm diese für ein After Wedding Shoot mit nach Island. Unter anderem hatte ich die Objektive GF 63mm und das GF 120mm und ein Sigma 85mm f/1.4 inkl. EF-GFX Adapter mit im Gepäck. Einige dieser 85mm f/1.4 Bilder gehören noch heute zu meinen «All time Favorites».

Ich war also sehr erfreut und aufgeregt als ich hörte, dass ein Fujinon GF 80mm f/1.7 Objektiv in Produktion ist und habe es mir natürlich bei Foto Video Zumstein in Bern sofort vorbestellt. Das Objektiv hatte ich nun seit Anfang März im Einsatz und seither war es schon mit dabei auf über 16 Shootings! Zudem habe ich bereits über 750 bearbeitetet Fotos mit meinem neuen Lieblingsobjektiv, dem GF 80mm f1.7,  an Kunden ausgeliefert. Zeit also, meine Erfahrungen in Worte zu fassen und euch ein paar Einblicke und Gedanken mit auf den Weg zu geben.

Verarbeitung, Grösse, Gewicht

Wie auf dem oben stehenden Bild  ersichtlich, besitze ich ebenfalls das GF 45mm, das GF 63mm und das GF 110mm. Das brandneue GF 80mm reiht sich von der Haptik und von der Grösse her passend zur Brennweite zwischen dem GF 63mm und dem GF 110mm ein. Das Gewicht ist mit 795g sehr angenehm, ich hätte es schwerer erwartet. Der Filterdurchmesser von 77mm ist sehr praktisch, da sich passende Filter und Deckel über die Jahre bei mir angesammelt haben.

Das Objektiv ist wetterresistent, was für mich ein Pluspunkt ist. Oft fotografiere ich auch bei leichtem Regen und Schnee,  da ist dieses Kriterium unerlässlich.

Die Blende lässt sich bequem und sehr weich verstellen, für mich fast einen Ticken zu weich. Anders als beim GF 63mm. Mit einem eher grossen Wiederstand kann ich dafür beim GF 80mm ohne Probleme die 1/3 Stopps mit nur einem Finger verstellen, ohne dass es gleich noch 1-2 Klicks weiterspringt.

Der optische Aufbau des Objektivs, so habe ich gelesen, ist ähnlich wie beim Fujifilm XF 50mm f/1.0, welches ich letzten Herbst testen durfte. Es erstaunt mich daher auch nicht, dass im Rendering der «Out of Focus» Bereiche gewisse Ähnlichkeiten erkennbar sind.

Verwendungszweck

Das Fujinon GF 80mm f/1.7 an einer GFX entspricht umgerechnet auf Vollformat (35mm) in etwa einem 63mm f/1.3, so sagt man. Die Brennweite ist also etwas länger und der Bildausschnitt dementsprechend etwas enger als bei einem typischen 50mm Objektiv auf Vollformat. Zudem ist das Seitenverhältnis beim GFX System mit 4:3 anders als das 3:2 bei Vollformat. Ein solches Objektiv bzw. ein solcher Look gibt es auf einem Vollformat System so nicht. Das ist für mich ein sehr spannender Aspekt und für den Kauf von neuer Ausrüstung mitentscheidend. Als Fotograf bin ich stets bestrebt meine Arbeit weiter zu entwickeln, besser und vielseitiger zu werden und für meine Kunden etwas Grossartiges zu erschaffen. Das Objektiv besitzt definitiv das Potential dazu, der Rest liegt an mir.

In den letzten Jahren habe ich meinen Stil, wie ich Lifestyle-, Werbe- und auch Hochzeitsbilder erstelle, weiterentwickelt und verfeinert. Was heisst das konkret?

Einerseits wähle ich Szene, Licht, Motiv und Komposition bewusster aus und habe mehr Zeit zur Verfügung für eine deutliche Vorbereitung und Umsetzung. Andererseits fotografierte ich praktisch nur noch mit Brennweiten zwischen 28mm und 50mm (Vollformat), was ich in Zukunft wieder etwas ändern möchte.

Das neue Objektiv passt also sehr gut in meine gegenwärtige Situation. Die grosse Blende, der etwas langsamere Autofokus (dazu kommen wir noch) und die 102 Megapixel der GFX 100S fordern mich dazu auf, sauber, konzentriert und exakt zu arbeiten. Die 80mm auf Mittelformat bieten mir eine sehr angenehme Distanz zu meinem Sujet. Gerade bei Business und Werbebilder erhalte ich einen natürlichen und filmischen, schönen Look.

(1/200sec, f/3.6, ISO 125)

(1/250sec, f/4.0, ISO 1000)

Das GF 80mm, mit der etwas kürzeren Brennweite, bietet mir zudem etwas mehr Einsatzmöglichkeiten gegenüber dem GF 110mm. Lifestyle- und klassische Werbebildstrecken, Details bei Innenarchitektur und Design Bildwelten, alle Arten von Portraits, Produktfotos, Hochzeitsbilder, Fashionstrecken – für meine Art von Aufträgen kann ich es eigentlich praktisch überall einsetzen. Zudem habe ich mit den 102 Megapixeln ein enormes Crop – Potential. So kann ich auch in der Nachbearbeitung den Bildausschnitt immer noch etwas enger wählen und für responsive Websites optimieren.

Was mir aber besonders gut gefällt und wozu ich das Objektiv am liebsten verwende sind Ganzkörperportraits auf Blende f/1.7. B folgendem Bild und beim Titelbild oben ersichtlich.

(1/2000sec, f/1.7, ISO 400)

Der Look solcher Bilder gefällt mir unglaublich gut und die «Out of Focus» Bereiche sind extrem schön und weich. Es hat etwas filmisches und die Bilder bekommen einen tollen Glow.

(1/320sec, f/3.2, ISO 640)

Autofokus

Ich hatte das Objektiv an meiner GFX100 und an einer ausgeliehenen GFX100s im Einsatz. Bei beiden habe ich festgestellt, dass der Autofokus des GF 80mm ein wenig langsamer ist als beim GF 110mm und nicht immer zuverlässig, wenn im Verfolgungsmodus betrieben. Im Vergleich zu anderen Mittelformat-Systemen ist der Autofokus des GFX-Systems und auch des GF 80mm natürlich noch immer um Welten ausgereifter. Die vielen Einstellmöglichkeiten in der Kamera bieten für jeden das richtige Setting.

Daher lassen sich also ohne Probleme bei f/1.7 top scharfe Bilder machen. Das erfordert logischerweise, dass ich als Fotograf auch alles richtig mache und mein System kenne, dann lässt es mich nicht im Stich. Die Herangehensweise und das Handling müssen dem GFX-Mittelformat-System angepasst werden.

Schnelle Bewegungen (1/3200sec, f/1.7, ISO 400)

Bildqualität

Darum geht es doch oder? In einem Satz zusammengefasst – Die Bildqualität des Objektivs ist schlicht exzellent.

Der Übergang vom «In focus» zum «Out of focus» Bereich ist sehr weich und fliessend. Unruhige Hintergründe wie das Laub eines Baumes werden wunderschön weichgezeichnet. Die Schärfe und Klarheit ist bereits mit offener Blende der Wahnsinn und wird bei kleineren Blenden qualitativ nicht schlechter. Flares sind sehr gut kontrolliert und haben eine für mich sehr schöne Charakteristik. Unscharfe Lichtquellen im Hintergrund sind vor allem im Zentrum wunderschön rund, gegen den Rand werden sie etwas unförmig («Cat Eye Shaped»).

Der Look von 80mm gepaart mit dem grandiosen Sensor der GFX100s und der Möglichkeit sehr offenblendig zu fotografieren macht wirklich Freude.

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Mein Fazit

Fujifilm hat mit dem GF 80mm f/1.7 R WR ein weiteres spektakuläres Objektiv für ihr GFX-Mittelformat-System auf den Markt gebracht. Die Verarbeitung, das Handling und vor allem die Bildqualität in Bezug auf Bokeh und Schärfe sind absolut Top. Der Look der Bilder ist schlicht fantastisch und es macht unheimlich Spass, ab und zu mit Blende f/1.7 den Vorder- und Hintergrund eines Sujets in super weicher Unschärfe verschwinden zu lassen.

Das Objektiv war seit ich es gekauft habe bei jedem Werbeauftrag dabei und wird es auch in Zukunft sein.

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    (1/200sec, f/3.6, ISO 50)
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    (1/125sec, f/1.7, ISO 640)
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    (1/200sec, f/2.0, ISO 1250)
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    (1/1250sec, f/2.8, ISO 250)
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    (1/125sec, f/1.7, ISO 1600)
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