05.11.21 zurück

Entschleunigt. Unterwegs in den französischen Alpen

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Der laute und tobende Wind drückt an die dünne Zeltwand. Ich verkrieche mich im Schlafsack, in der Hoffnung dem Lärm zu entweichen, um immerhin etwas Schlaf zu bekommen. Neben meinem Biwakplatz steht eine Hütte, dessen Fenster mit Brettern verriegelt sind. Eine düstere Stimmung legt sich wie eine dicke Decke über den Ort. Ich fühle mich hier klein, unbedeutend. Wie das schwache Glied eines riesigen Mechanismus. Auf der anderen Seite meines Zeltes liegt einer der letzten grossen Gletscher der Gegend. Majestätisch und doch verletzlich. Ich befinde mich tief in den französischen Alpen. Kein Empfang, kein Kontakt zur Aussenwelt.

Im Nationalpark des Écrins spüre ich unberührte Natur und Wildnis. Hier hält die Natur die Überhand. Um mich herum wachsen verschiedenste Pflanzen, die ich noch nie gesehen habe. Schroffe Berge ragen bis zu 4000 Meter in den Himmel. Durch die tiefen Täler bahnen sich ungezähmte Flüsse ihren Weg.

Diese Wildnis will ich auf dieser Reise fotografisch dokumentieren. Ich richte meine gesamte Aufmerksamkeit auf die Geometrie der Natur, ihrer Strukturen und Bewegungen. Es sind diese Elemente, die eine Landschaft formen.

Diese Serie ist ein Versuch, Antworten zu erhalten, darüber wie diese Gebirgslandschaften geformt wurden und wie sie sich verändern. Ich achte auf die prägnanten Charakterzüge der Landschaft und probiere die Schnittstellen der aufeinandertreffenden Landschaftstypen zu erkennen. Diese Berührungspunkte werden im Fliessendem sichtbar. Das Wasser bahnt sich seinen Weg zwischen Schutt und Stein. Wo noch vor kurzem reine Eisflächen lagen, rieseln heute Bäche über den nackten Felsen. Grüne Wiesen überlassen ihren Raum langsam dem rauen Geröll. Die Landschaft wird in diesem Augenblick neu geformt.

In meinem Rucksack befindet sich alles was ich für die nächsten zwei Wochen brauche: Ein Zelt, Kochutensilien, warme Kleidung und meine Kamera, die Fujifilm GFX100S.
Unterwegs bin ich zu Fuss, versuche per Autostopp mitgenommen zu werden oder nehme einen der wenigen Busse, die im Tal fahren. Doch anders als bei bisherigen Reisen habe ich für diese Zeit. Die eingeschränkte Mobilität bringt mich dazu, länger an einem Ort zu bleiben. Es fühlt sich gut an. Ich nehme die Landschaften und Dörfer intensiv wahr und schenke meiner Umgebung ihre verdiente Aufmerksamkeit.

Ich bin inspiriert von der Ursprünglichkeit der unberührten Landschaft der französischen Alpen. Wie ich so in meinem Zelt liege, im Schlafsack eingepackt, der tosende Wind um mich herum, spüre ich, dass ich als menschliches Individuum klein bin. Es ist eine Welt, in der ich nicht alles kontrollieren kann. Ich bin ausgesetzt und verletzlich. Diese Nähe zur Natur zu spüren ist ein Privileg.

Technische Umsetzung der Bilder

Nur mit einem Rucksack zu reisen erfordert eine gewissen Einschränkung. Ich habe mich entschieden neben meiner Kamera die GF 32- 64mm und GF 100-200mm Objektive mitzunehmen. Die beiden Linsen decken eine grosse Range ab und ermöglichen mir die nötige Flexibilität. Zusätzlich hatte ich meine Drohne dabei, mit der ich ein Bilde der Serie ausserhalb des Nationalparks umgesetzt habe.

Der grösste Vorteil des Grossformat Sensors der Fujifilm GFX100S, zeigt sich für mich in der Flexibilität der Bilddateien. Ich kann die Bilder beliebig beschneiden und so besser auf Kundenwünsche und deren Verwendungszwecke meiner Bilder eingehen. Licht- und Farbanpassungen sind ohne sichtbaren Qualitätsverlust möglich. Der Übergang der Schatten in Mitteltöne zu Lichtern ist so sanft, dass die Bilder bereits unbearbeitet enorm gut aussehen. Die Fotografien wirken aufgrund des breiten Farbraums und den feinen Farbabstufungen sehr lebendig.

Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss ich weniger Zeit in die Bearbeitung der Bilder investieren.
Auf meiner Reise habe ich aufgrund des zusätzlichen Gewichts auf ein Stativ verzichtet. Erstaunlicherweise habe ich es nie vermisst. Die Kamera besitzt über einen unglaublich präzisen Bildstabilisator und kann auch ohne Probleme mit höheren ISO Zahlen umgehen.

Mir ist bewusst, dass es naheliegender wäre auf eine Backpacking Reise meine leichtere Fujifilm X-T4 mitzunehmen. Aber ich bin von der Entschleunigung und dem hochwertigen Gefühl beim Fotografieren mit der GFX100S so fasziniert, dass ich mich nur schwer von ihr trennen kann. Entschleunigt.

Fotograf: Niklas Eschenmoser
Autor: Niklas Eschenmoser / Korrektur: Robyne Dubief

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