Mittlerweile macht der Bereich „Imaging Solutions“ nur noch etwa 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Neben Chemikalien sind es besonders die Sparten Medizintechnik, Displays, Büro- und Informations-Technik und Werkstoffprüfung, die zum ständigen Wachstum der FUJIFILM Holdings K.K. beigetragen haben.
Beginnen wir mit dem bekanntesten Gesicht von FUJI, den Imaging Solutions. Im Jahre 1934 startet FUJIFILM mit der Produktion von verschiedenen Filmmaterialien, zunächst für das Kino, kurz danach auch für die Fotografie und Röntgenapparate. Die ersten Farbfilme wurden im Jahre 1948 produziert. Etwa zeitgleich begann FUJIFILM mit der Entwicklung von eigenen Objektiven und Fotokameras unter dem Markennamen Fujica. Zu den Meilensteinen der Kameratechnik gehörten die berühmte Mess-Sucherkamera FUJICA V2 und die Spiegelreflexkamera FUJICA ST701. Das Mittelformat besetzte FUJI mit den Modellen FUJICA G690 / G680 / G670. Bis in die achtziger Jahre markierten die Fujica-Kameras den Weg in der FUJIFILM Kamerawelt.
Einen Wendepunkt im Bereich Imaging Solutions bedeutete Ende der achtziger Jahre der Einstieg in die digitale Kamera-Ära. Ende der neunziger Jahre änderte man den ursprünglichen Markennamen Fujica in FINEPIX. Diese Baureihe umfasst heute sechs Modellreihen von kompakten Einstiegsmodellen bis hin zur professionellen spiegellosen Mittelformatkamera FUJIFILM GFX100S mit 102 Millionen Pixeln Auflösung. Ausnahmslos alle FUJIFILM Kameras und Objektive werden in Arbeitsgruppen unter Reinstraumbedingungen montiert. Dabei werden auch gleich die Qualitätsprüfungen durchgeführt. Dies sichert dem Unternehmen einen extrem hohen Qualitätsstandard mit minimaler Ausschussquote. Die staubfreien Räume gleichen einem medizinischen Labor, alle Mitarbeiter tragen komplette Schutzanzüge. Überdruck sorgt für klinische Bedingungen.
Dennoch zählt für viele die Sparte der FUJIFILM Filme und Fotopapiere zu einer der Kernkompetenzen des Hauses. Parallel wurden ab 1950 auch Video- und Magnetbänder entwickelt. Die Firma konnte sich bis heute als einzige am schwierigen Markt der analogen Film- und Papiertechnik behaupten, während die ehemaligen Marktriesen Agfa und Kodak inzwischen die Filmproduktion komplett einstellen mussten. Insbesondere der Direkt-Print in Fotogeschäften und die Produktion von Fotobüchern gehören zu den lukrativsten Bereichen in der Unternehmenssparte Imaging Solutions.
Parallel zur Marke FUJIFILM erkannte das Unternehmen bereits in den fünfziger Jahren die Wichtigkeit der zunehmenden Entwicklung in der Computer- und Informationstechnologie. Dies führte im Jahre 1962 zur Gründung des Unternehmenszweigs FUJI-Xerox Co. Ltd. zusammen mit der in der Bürotechnik bekannten Firma Xerox. Dieser Zweig richtet sich allein an die B2B Kundschaft und schaffte dem Unternehmen ein zweites Standbein im Business. Diese Strategie verhalf der Firma zum Einstieg in den riesigen Markt der Büroprodukte und Dienstleistungen und sicherte ihr zusammen mit dem Know-how des Bürotechnik-Herstellers den Ausbau der Position als Marktführer.
Komplexe Drucksysteme, Farbkopierer, Tintenstrahldrucker und Druckplatten erweiterten das Portfolio des ehemaligen Herstellers von fotografischen Lösungen beträchtlich. Hinzu kam die Produktion von Komponenten als Zulieferer für andere grosse Unternehmen. Auch in den Bereich der Monitore drang FUJI vor, seit in den neunziger Jahren die ersten eigenen LCD’s produziert wurden. Damit gelang FUJI-Xerox der Spagat zwischen der Analog- und Digitaltechnik in einem zunehmend schwierigeren Markt.
Früh stieg FUJI in den Bereich der Medizintechnik ein. Bereits im Jahre 1936 wurde der Welt der Röntgenfilm vorgestellt. Damit engagierte sich das junge Unternehmen in der Bilddiagnose und entwickelte diesen Bereich ständig weiter. Den entscheidenden Schritt machte es im Jahre 1983: das erste digitale Röntgenbild gilt als Meilenstein in der Firmengeschichte und gleichzeitig als Motivationsschub für den Firmenbereich Röntgen. FUJIFILM wird als Erfinder der Computed Radiography (CR) bezeichnet und erreichte damit eine bedeutende Verringerung der Strahlenbelastung.
Heute deckt Fujifilm Medical Systems den kompletten Bereich der bildbezogenen Diagnose in Krankenhäusern ab. Angefangen von der digitalen Bilderzeugung bis hin zur digitalen Bilddistribution bietet FUJI unter den professionellen Bezeichnungen PACS und AXON PACS Systeme und Archivlösungen für Krankenhäuser und Arztpraxen. Die Abkürzung PACS steht für Picture Archiving and Communication System und bezieht sich nicht nur auf Röntgen-, sondern auch auf andere Bildverfahren. Durch die Übernahme einiger Firmen des Medizinsektors wie des Arzneimittelherstellers Toyama und der Radiopharmafirma Daiichi Radioisotope Laboratories Ltd. sicherte sich der Konzern weiteres Knowhow.
Auf den ersten Blick mag es merkwürdig klingen, dass sich ein Filmhersteller plötzlich (ab der Jahrtausendwende) in den Bereichen Kosmetik und Pharma engagiert. Um dies zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, dass FUJIFILM über fast 90 Jahre Erfahrung in Emulsionen und Dünnschichttechnologie verfügt. Viele chemische Komponenten, die gegen die Filmalterung eingesetzt werden, eignen sich auch als effektiver Sonnenschutz in Hautlotionen und Sonnencremes. FUJIFILM verfügt über eine hauseigene Datenbank mit ca. 200.000 chemischen Substanzen. Viele davon können nach entsprechender Modifikation in der Kosmetik oder in Pharmazeutika eingesetzt werden.
Dies führte unter anderem zur Gründung des Unternehmensbereichs Kosmetik und Pharma Solutions. Heutzutage investiert der Konzern in der Medizinforschung und entwickelt Rohstoffe für Medikamente. Inzwischen werden sogar eigene Arzneimittel hergestellt.
FUJIFILM ist ein bekannter Hersteller der Film- und Fototechnik. Die hochwertigen Kameras und Objektive sind innovativ und begeistern Fotografen in aller Welt. Wie wir aber gesehen haben, ist das Unternehmen weitaus mehr. Von Anfang an setzte der Konzern nicht nur auf ein Pferd, sondern erkannte früh die Wichtigkeit der Medizin für den eigenen Erfolg. Dieser konnte mit der raschen Entwicklung der Digitaltechnik immer weiter ausgebaut werden.
In den achtziger Jahren erkannte FUJI die Zeichen der Zeit und begann, auf die zunehmende Digitalisierung zu reagieren. Durch kluge Umstrukturierungs-Massnahmen überstand der Konzern unter anderem auch die Lehmann-Krise und steht heute erfolgreicher da, als je zuvor. Die Bereiche Imaging, Document und Healtcare Solutions verschaffen dem Unternehmen einen stabilen Vorsprung auf dem internationalen Markt.
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