In dieser Folge gibt der Cultural Landscape-Experte, Remo Buess, wertvolle Einblicke in seine Arbeitsmethoden und verrät, worauf es ankommt, um überzeugende Ergebnisse zu erzielen.
Da der Himmel an diesem Tag bewölkt war, war das Licht ziemlich flach. Technisch gesehen hatten wir also eine riesige Softbox über unserem Model. Das Licht kam von hinten: Um die Augenpartie etwas aufzuhellen, habe ich den Herrn seitlich vor eine weisse Hauswand gestellt. Aus diesem Grund ist auch die rechte Seite seines Gesichts etwas heller. Ich beschloss, eine offene Blende zu verwenden, um ihn von dem eher ablenkenden Hintergrund zu befreien. Heute würde ich versuchen, noch etwas Licht in die Augen zu bekommen, indem ich ein weisses Papier oder etwas Ähnliches verwende. Ansonsten finde ich, dass es ein schönes Porträt ist, das gut in unsere Serie passt.
Der Ort war sehr spannend und hatte eine Menge Potenzial für Bilder. Da in dem abgelegenen Dorf nur wenige Menschen leben, mussten wir uns aufteilen, damit unsere Fotos nicht zu ähnlich ausfielen. Mit meinem Bild kann ich ganz gut leben. Ich finde, man kann daraus etwas über die Lebensbedingungen ablesen und es gibt authentisch wieder, wie es ist, dort aufzuwachsen. Am Bild ist nichts gestellt, ich konnte also nur so lange fotografieren, wie der Junge da war. Unter anderen Umständen wäre ich auf ihn zugegangen und hätte ihn vielleicht eine Zeit lang begleitet, um zu sehen, wo und wie er lebt. Tiefer zu gehen ist immer eine Frage der Zeit.
Was die Komposition und den technischen Aspekt angeht, würde ich an dem Bild nichts ändern. Was mir nicht so gut gefällt, ist, dass der Mann ziemlich angespannt wirkt. Aber es war natürlich auch etwas sehr Ungewöhnliches für ihn, so vor der Kamera zu posieren. Ich finde, das Bild ist sehr schön, was die Schärfentiefe angeht. Ich habe mit offener Blende fotografiert, damit der Mann und auch der Esel scharf sind, aber der Hintergrund unscharf ist. Mir gefällt auch, dass man noch etwas von dem Weg im Hintergrund sehen kann. Das zeigt den Kontext, in dem das Bild aufgenommen wurde, und verleiht ihm gleichzeitig etwas Tiefe.
Text: Anna Unternährer im Auftrag von FUJIFILM Switzerland
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