20.01.23 zurück

Bergrausch – mit der GFX100S im Basislager

Vor Schmerzen gekrümmt liege ich auf meiner Matratze, gelb-blaues Zelt, südliches Everest Basislager, Nepal, und halte meinen halbnackten Hintern über eine Tüte. „Nur nicht dran denken, dann passiert schon nichts“, denke ich mir. Das Toilettenzelt in weiter Ferne. Auf 5364m Höhe.
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Swinde Wiederhold

Swinde Wiederhold ist über das Reisen zum Journalismus, zum Schreiben und zum Fotografieren gekommen. Nach ihrer dreijährigen Solo-Fahrradreise von Argentinien nach Alaska hat sie Fotojournalismus und Dokumentarfotografie studiert. Am liebsten ist sie in den Bergen unterwegs. Zu Fuß, per Velo und mit Kamera. Derzeit studiert sie an der Hochschule Luzern im Master Kunst mit Kombination Art Teaching.


Über den „Everest Highway“ – so haben die Nepalesen die Trekkingroute zum Everest Basislager getauft, bin ich in acht Tagen Fußmarsch vom Flughafen in Lukla hierher gekommen. Von 2600 Meter Höhe klettert der Pfad die dicht bewaldeten Hänge hinauf, schlängelt sich durch karge Graslandschaften mit Yakweiden und Ziegengattern, bis er in einer kahlen Hochgebirgswelt endet, wo Stein, Schnee und Wind alles sind. Dort ragt er auf der Grenze von Nepal zu Tibet aus den Schluchten des Himalajas empor: der Everest. 8848 Meter hoch, ein steinerner Gigant, eisverkrusteter Mythos.

Ende April, anfangs Mai, wenn die Wetterbedingungen für einen Gipfelsturm am besten sind, harren hier oben, in dieser Schotterwüste auf knapp 5400 Metern, rund 2000 Menschen aus: Sherpas, Köche, Träger und Bergsteiger. Sie belagern den Berg, warten auf gutes Wetter.

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Vor meinem Aufbruch nach Nepal, ins Khumbu Gebiet und später dann ins Everest Basislager habe ich mir eingehende Gedanken über das Equipment gemacht, welches ich mitnehmen wollte.

Ich wollte meine Reise intensiv dokumentieren und dabei absolut keine Kompromisse bei der Qualität eingehen. Ich wusste, dass einige meiner Bilder im Anschluss großflächig gedruckt in den Schaufenstern der TRANSA Filialen hängen würden und ich wusste auch, dass ich dieses Projekt mit Bedacht und Ruhe fotografieren wollte.

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Als der Karton mit dem Equipment vor meiner Haustüre stand und ich ihn in meine Wohnung trug, war ich mir für einen Augenblick nicht mehr so sicher, ob ich wirklich die richtige Wahl der Kamera getroffen hatte. Einige Kilos lagen mir da vor den Füßen und wollten mit mir nach Nepal zu den höchsten Bergen der Welt reisen.

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Schaufenster Transa-Filiale in Zürich

Doch jetzt, hier daheim vor dem Bildschirm und draußen vor dem Schaufenster der TRANSA Filiale weiß ich, warum ich die Strapazen auf mich genommen habe. Die Qualität der Bilder ist einzigartig und gewaltig! Jeder vergossene Schweißtropfen hat sich dafür gelohnt!

Doch zurück zur Reise. Abgeflogen bin ich dann mit obiger Ausrüstung sowie meiner XPro2 und dem FUJINON XF 23MM F1.4 R LM WR als Backup-Kamera.
Acht Tage Trekking ins Everest Basislager mit Abstecher zum Ama Dablam Basislager, drei Wochen Aufenthalt im Everest Basislager auf über 5300m Höhe, sowie einer Woche Trekking zurück in die Zivilisation, nach Lukla, standen mir bevor.

Auf einem Gletscher im Everest Basecamp zu leben, bedeutet dreierlei Dinge: Viel Feuchtigkeit, eisige Kälte und extreme Höhe. Man braucht folglich eine Kamera, die Nässe und Kälte gut hantieren kann. Ich konnte mich auf die GFX100S während meiner fünfwöchigen Reise zu 100% verlassen. Dass sie auch mit Extremtemperaturen und widrigen Wetterbedingungen umgehen kann, das hat sie bei Temperatur-schwankungen von 18°C nachts und +25°C tagsüber (an der Sonne) bewiesen.

Auf meinen Hinweis vor meiner Abreise an Fuji: „Bitte so viele Akkus mitgeben wie möglich, wegen der Kälte!“ kann ich beruhigend berichten, dass ich zu keinem Zeitpunkt meine zehn mitgeführten Akkus benötigt habe. Die Akku-Leistung ist schlicht beeindruckend. Stundenlang habe ich die GFX100S auf einem Stativ in eisiger Kälte stehen gelassen und nachts Langzeit-belichtungen gefertigt. Nur mit Handschuhen konnte ich das Gehäuse danach anfassen und ins Zelt holen, solchen Respekt hatte ich davor, dass meine Finger am mit Eis bezogenem Gehäuse kleben bleiben würden.

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Ich bin davon beeindruckt, wie selbstverständlich die Kamera, die extremen Bedingungen ausgehalten hat. Hitze, Staub, Kälte, Feuchtigkeit – sie ist resistent. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal eine Mittelformat-Kamera mit auf Reisen nehmen würde. Jetzt möchte ich geradezu dazu ermutigen, diesen Schritt zu wagen: „Habt keine Angst, das Mittelformat mitzunehmen, ihr werdet begeistert sein, wie ihr vor Ort entschleunigter und bewusster fotografiert und zu Hause erwartet Euch ein TOP Ergebnis.“

Weiterhin haben mich die Custom Modes an der Kamera sehr überzeugt. Gleich drei Custom Modes habe ich für meinen Einsatz programmiert: C1: Standart/Reportage, C2: Landschaft, C3: Nachtaufnahmen. Dabei kann man zwischen manuell und halb-automatisch, verschiedenen Belichtungsmess-Methoden, Film-simulationen, Selbstauslöser etc. differenzieren. Ein Klick und schon kann der Szenenwechsel losgehen.

Velvia und Classic Chrome sind meine Favoriten bei der Filmsimulation. Seitdem ich 2017 auf FUJI umgestiegen bin, habe ich nicht mehr mit unschönen Farbstichen in meinen Bildern zu kämpfen. Ganz im Gegenteil, die Farbsimulationen bereichern meine Bild-Ästhetik und ersparen mir wertvolle Stunden in der Post-Produktion.

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Staunend stehe ich vor meinem Bild von dem Lichtspiel der nächtlichen Bergsteiger im Khumbu Eisfall und höre die Karabiner wieder in meinen Ohren klimpern. Details über Details im Motiv. Im Schaufenster der TRANSA Filiale in Zürich, Luzern, Winterthur und Basel hängen nun meine Bilder. Die 100 Megapixel sind für solch grossformatige Prints überragend. Der Dynamikbereich der Kamera ist absolut atemberaubend: Vom dunkelsten bis zum hellsten Pixel sind perfekte Details zu erkennen. Ich bin begeistert von der FUJIFILM GFX 100S Mittelformatkamera, die mich dahin geführt hat, im Vorfeld zu überlegen, was ich wie fotografieren will und mich bei der exakten Umsetzung unterstützt hat. Die Kamera hat mich als Fotografin verändert.

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Fotos & Text: Swinde Wiederhold
Die ganze Geschichte über Swinde’s Erfahrung im Everest Basislager erfährst Du hier.

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