Die „kleine“ X-S10 auf grosser Reise durch Kirgistan

Solche und andere Vorwürfe mussten Sabrina und ich mir damals zuhauf anhören. Nach vollbrachter Reise und der Überwinterung als Selbstversorger, abseits jeglicher Zivilisation, kam dann unsere zweite Tochter zur Welt. Die Stimmen der Kritiker wurden leiser und das Interesse der Medien unter anderem SRF DOK „Auf und davon“ und der Menschen wuchs auf einmal zunehmend. Wir erhielten die Gelegenheit unsere Bilder und Filme aus der einsamen Wildnis an die grössten Leinwände der Schweiz und des benachbarten Ausland zu projizieren, unsere Geschichten zu erzählen und damit zigtausende Menschen zu begeistern. Das Reisen und Dokumentieren wurde immer mehr zum Beruf. Viele weitere Reisen folgten. 2016 bekam ich die Möglichkeit, die X-T1 unter widrigen Wetterbedingungen in Kanada auf Herz und Nieren zu testen. Noch im gleichen Jahr sind wir dann für 9 Monate nach Australien aufgebrochen. Auf einer Farm haben wir während 6 Monaten wilde Kamele gezähmt und einen Planwagen gebaut, um anschliessend mit Ihnen während 3er Monaten durchs Outback zu ziehen. Wiederum mit im Gepäck, natürlich unsere inzwischen 5- und 8 jährigen Töchter, das ist selbstredend, aber zudem die damals Brandneue X-T2 mit diversen Objektiven! Nach dem härtetest in Kanada war ich überzeugt davon, perfekt ausgerüstet zu sein. Was die Kamera an Wasser in Form von Regen dort abbekam, musste diese nun in gleichem Masse an Sand und Staub aushalten und dies tat sie in allen Belangen perfekt.

Und nun ziehen, oder sollte ich besser sagen reiten, wir einmal mehr los und zwar geht es in die harrschen kirgisischen Berge.

Warum bloß die X-S10?

So wie es damals hiess: Was, ihr reitet mit eurem Kleinkind in die Wildnis von Kanada – so hiess es diesmal: Was, Ihr wollt mit der X-S10 ins Tien Shan Gebirge von Kirgistan reiten? Dafür ist die Kamera aber nicht wirklich gemacht – das wird sie vielleicht nicht überleben! Dazu muss ich erwähnen, dass es üblich ist, im Tian Shan Gebirge, täglich alle 4 Jahreszeiten zu erleben: Sonne, Regen, Gewitter, Hagel und Schnee.

Natürlich war auch ich skeptisch, denn sie ist nicht WR = Weather Resistant, wie ich es mir gewohnt war und als Abenteuer Fotograf muss ich bei allen Bedingungen Fotografieren können. Als Objektive hatte ich das FUJINON XF 16-55mm f2.8 R LM WR, FUJINON XF 50-140mm f/2.8 R LM OIS WR und das FUJINON XF 10-24mm F4 R OIS dabei, allesamt Weather resistant, doch nicht der Body der X-S10.

Da ich bis anhin noch mit der X-T2 unterwegs war, hatte ich diese als Backup zusätzlich mit dabei. Ein ganz wichtiger Punkt war für mich, dass Akkus und Objektive untereinander kompatibel sind. Da wir über Wochen, ja sogar Monate autark unterwegs sind, ist es enorm wichtig: „to keep things simple“.  Alles was Energie braucht, also auch die Akkus der Kameras, luden wir mit Sonnenenergie über ein transportables Solarpanel.

Eine weitere Herausforderung ist, wenn man mit Reit- und Packpferden unterwegs und den Elementen vollkommen ausgesetzt ist, das Gewicht und Volumen möglichst klein zu halten, alles Wasserdicht verstauen zu können, es aber trotzdem im richtigen Moment zur Hand zu haben.

Wenn du mit 6 Pferden unterwegs bist, hast du bereits allerhand zu tun, dein ganzer Fokus richtet sich den Tieren, deinen Kindern, der Sicherheit im allgemeinen und das Fotografieren muss nebenbei so einfach wie nur möglich Funktionieren. Meine Wasserdichte Kameratasche hatte ich so am Sattel platziert, dass ich die Kamera, wollte ich vom Pferd aus Fotografieren, mit einer Hand entnehmen und bedienen konnte, denn in der anderen Hand musste ich die Zügel halten, plus den Strick der beiden Packpferde die ich hinter mir herführte. Keine einfache Sache also.

Gleich von Anfang an war ich begeistert von der Kompaktheit und Handlichkeit der X-S10. Der ausgeprägte Griff ermöglichte einen perfekten Halt und die Rad- und Tasten Platzierung ist so angelegt, dass sich beinah alles aus einer Hand ganz einfach bedienen lässt. Selbst aus dem Sattel war ein Wechsel von der „Still Photography“ zu „Movie“ direkt über das Einstellrad oder den separaten Movie Auslöser einfach und schnell getätigt, ohne einen Moment zu verpassen.

Bestimmt fällt euch auf, dass ich hier nicht wirklich von komplizierter Technik und Fachwissen rede, als vielmehr von der einfachen und unkomplizierten Bedienung der X-S10 und ich glaube genau dieses Klientel spricht sie auch an, obschon die Kamera eigentlich viel mehr kann, als man erwarten dürfte.

Für mich ist sie auch eine sehr gelungene Familienkamera für hohe Bildansprüche, denn durch ihr schlankes Design, passt sie auch perfekt in Kinderhände und genau das fand ich grossartig! Über das Moduswahlrad konnte ich ganz einfach meine personalifizierten Voreinstellungen C1-C4 ansteuern und schwups, sie meinen Töchtern in die Hand drücken, im Wissen, dass nichts schiefgehen kann. Diese brauchten dann bloss noch den Auslöser zu betätigen. Für meine Arbeit ist es sehr wichtig, nicht bloss hinter der Linse zu agieren, sondern auch auf dem ein und anderen Bild zu erscheinen. Die Kinder liebten es zu Fotografieren und damit ist doch schon ein ganz grosses Ziel erreicht – das Interesse und die Liebe zur Fotografie an die nächste Generation weitergeben zu können! Meine Frau Sabrina mag in der Regel keine Kamera zur Hand nehmen, da ihr die meisten Kameras zu wuchtig und kompliziert erscheinen, doch dies hat sich erfreulicherweise mit der X-S10 ebenfalls geändert.

Wie Ihr sehen könnt habe ich, die X-S10, entgegen einiger Erwartungen, das Abenteuer Kirgistan nicht nur bestens überlebt, sondern auch tolle Momente, selbst unter schwierigen Bedingungen, einfangen können.

Autor & Fotograf: Markus und Sabrina Blum www.blumundweg.ch
Umgesetzt mit der FUJIFILM X-S10, XF 16-55mm, XF 50-140mm, XF 10-24mm