Wie erfindet man Bilder, die so einprägsam sind, dass sie in unser kollektives Gedächtnis eingehen?
Machen! In dieser Zeit stellte ich fest, dass man ein Bild, um es machen zu können, leben muss. Daher stand für mich immer das Erlebnis im Mittelpunkt, und nicht etwa, wie ein Bild am Ende wird. Ich bin ein Praktiker, und lebe das bis heute exzessiv. Ich kenne kaum noch Fotograf*innen, die das auf diese Art und Weise praktizieren. Vielleicht war ich aber auch einfach nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Du sagst, heute ist das anders. Gibt es ein Erfolgsrezept, das du jungen Fotografinnen und Fotografen auf ihrem Weg mitgeben könntest?
Generell grenze ich mich stark ab von der analogen Fotografie zur Digigraphie. Fotografie ist ein Film, ein chemischer Prozess. Der Film hat eine Emulsionsnummer, es gibt nur eine begrenzte Anzahl dieses Filmes. Das bedeutet, der Film ist limitiert in der Menge und in Farbe, die er wiedergeben kann. Und letztlich hat der Film ein Korn – das macht ihn zum Unikat. Bei der Digigraphie hingegen gibt es nahezu keine Grenzen, weder in der Belichtung, noch in den Farben. Hier sind die Pixel die Elemente des digitalen Films, und das Bild wird am Ende via Photoshop oder anderen digitalen Programmen bearbeitet. Jedem jungen Fotografen und jeder jungen Fotografin kann ich nur empfehlen, zurückzugehen, analog mit einem Film zu fotografieren. Nicht, dass nur noch analog fotografiert werden soll, sondern einfach, um einen anderen Bezug zum Bild herzustellen.
Kannst du über ein aktuelles Fotoprojekt erzählen?
2019 startete ich das Fotoprojekt über Menschen, die in einem Müll-Slum in Kambodscha leben. Es sind Tausende, und vor allem Kinder. Für mehrere Monate bewegte ich mich in diesem Müll-Slum. Was ich sah und fotografierte, war schockierend. Und darüber brachte ich ein Buch heraus: «Hannes Schmid – a forgotten world remembered.» – zu Deutsch: Erinnerungen an eine vergessene Welt.