Lauretta, wie würdest du deinen fotografischen Stil und deine Ästhetik beschreiben?
Ich setze gerne auf eine reduzierte Bildsprache, eine pastellige Farbpalette und stark inszenierte Bilder, die auf den ersten Blick harmonisch wirken, aber auch immer etwas leicht Absurdes enthalten. Diese leichte Irritation entsteht, indem ich meine Protagonistinnen in harmonische Sets einbette und sie in einem unkonventionellen Moment oder gar einer Bewegungsabfolge einfriere. Ich bin immer auf der Suche nach dieser Kombination aus der perfekten Traumwelt und dem subtilen Irritationsmoment, das diese Harmonie bricht.
In deiner Fotografie beschäftigst du dich unter anderem mit Mode und Identität, mit realen Welten und Traumwelten. Was fasziniert dich daran?
Ich liebe die Ästhetik von Computergames wie Sims, wo alles aufgeräumt und nichts dem Zufall überlassen wird. Besonders fasziniert bin ich von der künstlichen Bewegungsqualität dieser Avatare aus den frühen 2000er Jahren. Ich mag es, mich diesen Elementen der virtuellen Welt zu bedienen und sie mit fliessenden Stoffen, tänzerischen Bewegungen oder anderen organischen Elementen in die reale Welt zu bringen.
Gibt es visuelle Vorbilder, die dein Schaffen inspirieren?
Ich bin ein grosser Fan von Ernesto Neto, der weiche, organische Traumwelten schafft. Seine Kulissen liefern mir viel Inspiration für meine Studiokulissen, die ich übrigens auch ab und zu selbst baue. Faszinierend finde ich auch den Humor und das Thema der menschlichen Skulptur in Erwin Wurm’s «One Minute Sculptures» faszinierend. Installations- und Skulpturkünstler:innen, Tänzer- und Sportler:innen sind eine wichtige Inspiration für meine Arbeit.
Ein für dich beispielhaftes Projekt: Was war die Idee, der Ort, die Inspiration?
Diese Bildserie für das britische Stella Magazine, die ich an einem Strand unweit von London fotografiert habe, zeigt einige Elemente, die auch in anderen Projekten auftauchen. Die Location ist, obwohl es sich um eine Outdoor-Location handelt, stark reduziert und zurückhaltend, die Requisiten etwas bizarr und die Mode bunt. Auch die Inszenierung ist typisch für meine Arbeit: mit synchronen Posen und den nicht ganz klaren Grenzen zwischen Model und Requisiten.
Existiert ein geschlechtstypischer Blick, und ist ein weiblicher Blick wichtig?
Ich glaube schon, dass es eine geschlechtsspezifische Sichtweise gibt. Das ist aber nicht per se gut oder schlecht und letztlich auch gar nicht wichtig. Vielmehr als das Geschlecht trägt die persönliche Lebenserfahrung und die Weltanschauung zur eigenen Ästhetik bei.