11.06.21 zurück

Professionals im Gespräch: Josy Le über Videografie und die X-T4

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Josy Le

Mit seinen Imagefilmen rückt er grosse Marken ins Rampenlicht. Dabei begann alles mit Hobby-Videos. Wir sprachen mit Josy Le über Storytelling, Videoproduktionen mit der X-T4 und Zukunftswünsche an die Branche. Mit im Gespräch ist JD, Cinematographer und Companion des Schweizer Regisseurs und Videofilmers.


Josy, wie bist du zur Videografie gekommen? 

Josy Le: Im Grunde begann alles mit Hobby-Videos auf Reisen. Zu dieser Zeit war die GoPro der letzte Schrei. Für relativ wenig Geld konnte man eine gute Action-Kamera mit in die Ferien nehmen und die Videos zu Hause auf Apps wie iMovie bearbeiten. Aus dieser ersten Leidenschaft für die Videografie heraus hat sich alles entwickelt. Seit zwei Jahren arbeite ich nun selbständig für nationale und internationale Kunden. 

Abgesehen von der Planung und Konzeption: Welche Aufgaben fallen bei deiner kreativen Arbeit an? 

Josy: Zusammen mit meinem Geschäftspartner habe ich eine Filmproduktionsagentur gegründet, Neighbourhood Prod. Er ist auf die Fotografie spezialisiert, ich auf die Videografie. Diese Kombination passt sehr gut zusammen – vor allem, um verschiedene Content Formate für Kunden produzieren und umsetzen zu können. Ausserdem bringen wir zwei verschiedene Netzwerke mit, was wiederum Türen öffnet. Letztlich hat diese Art der Kollaboration dafür gesorgt, dass wir wachsen konnten. Vor zwei Jahren lernte ich JD kennen. Ich verfolgte seine Arbeit und seinen Ansatz als Kameramann bereits auf Instagram. 2019 haben wir dann erstmals für meine Kunden gearbeitet.

JD: Es ergänzt sich total gut. Denn: Ich bin auf Menschen angewiesen, die Visionen haben, Konzepte ausarbeiten können und in Kontakt mit Kunden und Agenturen stehen. Ich hingegen bringe das nötige technische Know-how mit und versuche zu entlasten, damit sich Josy auf das Regieführen konzentrieren kann.

In deiner Arbeit geht es um die Inszenierung von Produkten, genauer gesagt: von Markenidentitäten. Was macht für dich eine perfekte visuelle Geschichte aus?

Josy: Generell lasse ich mich von Emotionen inspirieren und versuche diese zu einem stimmigen Ganzen zu verbinden. Manchmal gelingt mit das, manchmal nicht. Denn ich sage immer: Wir können immer etwas lernen. Es gibt so viele unglaublich gute Filmemacher und Regisseure. Ich sehe die Besten als meine Vorbilder, um das nächste Level zu erreichen. In der Schweiz ist das Joel Cartier. Zusammen mit seinem Team vermittelt er Botschaften in einer ganz eigenen ästhetischen Bildsprache. Von solchen Profis hole ich mir auch Kritik für meine eigene Arbeit. Auch wenn eine Kritik nicht so ausfällt, wie man es sich gewünscht hätte: Kritik annehmen zu können, ist wertvoll und wichtig.

Du hast mehrere Kampagnen für FUJIFILM realisiert, darunter “More Than Full Frame” zur Einführung der GFX 100S. Was war die Vision? 

Josy: Die Idee war, die GFX 100S im hochalpinen Gelände mit dem passenden Protagonisten zu inszenieren. Niklas Eschenmoser wurde dann von FUJIFILM Schweiz ausgesucht.

Wie seid ihr an das Projekt herangegangen? 

Josy: Vom Timing haben wir relativ eng gearbeitet, die Vorproduktion war sportlich. Also haben wir uns das Instagram-Profil des Protagonisten angeschaut und relevante Informationen gesammelt, die für ihn bei seiner Arbeit wichtig sind. Von diesem Grundgerüst aus haben wir das Konzept der Kampagne erarbeitet.

JD: Die Herausforderung am Set war, dass der Protagonist nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera stand. Entsprechend mussten wir uns nach seinem Workflow richten, was zeitliche Koordination erforderte. Dazu kamen die Sicherheitsbedingungen sowie die Temperaturverhältnisse in fast 4000 Metern Höhe.

Eine Videoproduktion unter Extrembedingungen. Immer im Fokus stand die Videoproduktion mit der FUJIFILM X-T4, der bisher leistungsstärksten Kamera der X-Serie. Wie war es, unter diesen Bedingungen mit der Kamera zu arbeiten?

JD: Sowohl Kamera als auch Objektive kamen mit diesen Konditionen – also bei extremer Kälte und mit Handschuhen – echt gut zurecht, im Gegensatz zu unserer Drohne, die bei diesen Temperaturen spürbare Einschränkungen hatte. Die GFX 100S, die zu diesem Zeitpunkt noch ein Prototyp war, hatte aufgrund der unfertigen Firmware auch ein paar kleinere Aussetzer, die die Produktion aber nicht wirklich beeinträchtigt haben.

Josy: Aber am Morgen nach der Nacht im Camp spürten wir die Kälte von –18 Grad auf fast 4000 Metern über dem Meeresspiegel. Man konnte den Frost auf der Kamera sehen.

JD: Ja, das war wirklich ein Härtetest, nicht nur für die Crew, sondern auch für die Ausrüstung!

Gab es noch andere Herausforderungen,  und wie ist die Kamera diesen begegnet?

Josy: Technisch sind wir im Vorfeld auf Nummer sicher gegangen. Ich habe eine portable Ladestation zum Set gebracht, damit ich vor Ort Backups machen konnte. Ausserdem habe ich wegen der Kälte etwa 40 kleine X-T4-Batterien mitgenommen. Diese waren extrem gut. Die lange Akkulaufzeit hält, was sie verspricht: Über den gesamten Tag hinweg brauchte ich vielleicht 2 bis 3 Akkus. Zum Vergleich: Der Akku unserer Drohne war innert Sekunden leer. 

Mit welchen Objekte habt ihr gearbeitet?

JD: Während Josy mit dem Weitwinkelobjektiv FUJINON XF 16-55mm f/2.8 arbeitete, war ich mit dem FUJINON MK50-135mm Cine-Objektiv mehrheitlich für die Nahaufnahmen zuständig. Für zusätzliche Aufnahmen kam auch das FUJIFILM MKX 18-55mm zum Einsatz. Die manuelle Bedienung dieser beiden Linsen war besonders mit den dicken Handschuhen hervorragend, das geringe Gewicht im Gebirge essentiell und dank des internen Bildstabilisators der X-T4 waren die Aufnahmen auch bei höheren Brennweiten stabil.

Du sprichst vom geringen Gewicht als Vorteil.

Josy: Sie ist sehr kompakt und auch der Flip-Screen ist total leistungsstark.

JD: Nicht nur der Klappbildschirm, sondern auch der Sucher macht die Bedienung einfach, besonders wenn die Sonne blendet. Grosse, schwere Kameraausrüstungen haben bei bestimmten Shootings nach wie vor ihre Berechtigung, aber bei einem Outdoor-Projekt wie diesem zählt jedes Gramm. Grundsätzlich ist es einfacher, eine kleine und leichte Kamera schwerer zu machen als umgekehrt.

Auch mit der X-T4 produziert wurde “Your Style Our Color”. Was war die Idee dahinter?

Josy: Unser Konzept war es, die Vielfältigkeit und Stärke der FUJIFILM X-S10 sichtbar zu machen: also eine Kamera, die einfach zu bedienen ist und eine hohe Bildqualität liefert. Entsprechend wollten wir die Kamera in verschiedenen Situationen in Szene setzen.

Was war das Besondere an der Arbeit mit der X-T4 in dieser Kampagne?

Josy: Am Anfang hatte ich etwas Bedenken in Low-Light zu filmen, dass es zu Bildrauschen kommen könnte. Aber ich war positiv überrascht.

JD: Die Kamera verfügt über den selben Sensor wie die X-T4. Als Konsument finde ich das spannend – in dem Sinne, dass man eine Technik, die wir von der X-T4 in extremen Situationen kennen, auch in ein kleines Gehäuse packen kann. Dann sind da noch die Farben. Die Kamera bietet Industriestandards wie ein gutes Log Bildprofil, eine erhöhte 10-bit Farbtiefe und eine hohe Bitrate, was für das Color Grading sehr wertvoll ist.

Würdet ihr die Kamera eher Einsteigern oder Profis empfehlen?

Josy: Für eine kompakte Kamera wie die X-T4 mit 4K-Film-Funktion ist das Preis-/Leistungsverhältnis einfach unschlagbar. Besonders für diejenigen, die mit dem Filmen anfangen, ist sie total stark. 

JD: Die X-T4 ist klar eine Profikamera, die eine exzellente Bildqualität liefert und gleichzeitig kosteneffizient ist. Aber auch die X-S10 ist als Einsteigerkamera erstklassig, egal ob für Fotos oder Filme. Ich würde sagen, dass man mit ihr gut anfangen kann. Wenn das Niveau etwas professioneller wird, kann man problemlos auf die X-T4 aufsteigen und die gleichen Objektive weiterverwenden.

Was ist sonst entscheidend für eine Kamera, um den Härtetest einer Videoproduktion zu bestehen?

JD: Technisch gesehen, und vor allem in Kombination mit den MK-Objektiven, ist ein stabilisierter Sensor unerlässlich. Heutzutage könnte man das als Standard ansehen, dass die Stabilisierung im Gehäuse und nicht in den Objektiven ist. Aber gerade mit den MK-Linsen, die komplett mechanisch sind und keine Objektivstabilisierung haben, hätte es ohne den stabilisierten Sensor einfach nicht funktioniert. Long-Lens Shots wären aus der Hand nicht möglich gewesen.

Ein Blick in die Zukunft: Welche Trends und Tendenzen in der Videoproduktion beobachtet ihr?

Josy: Aktuell ist das der Raw-Cut, wie wir ihn von Retro-Kameras kennen – ein Trend, der nun auch in der Schweiz angekommen ist. Ich beobachte auch immer mehr Produktionen mit Greenscreen. Louis Vuitton zum Beispiel hat kürzlich eine starke Videokampagne lanciert, die mit Greenscreen realisiert wurde. Auch die Kameras sind in den letzten Jahren immer weiter optimiert worden. Heute ist es möglich, schnell auf professionellem Niveau und mit preiswertem Equipment zu arbeiten! Letztlich besteht die Herausforderung als Filmemacher und Künstler darin, eine emotional starke Geschichte erzählen zu können, die sich von anderen abhebt. Wenn das gelingt, spielt der Preis der Ausrüstung keine Rolle mehr. 

JD: Heute sind Vision und Story extrem wichtig, während die Technik demokratisiert wurde, so dass es heutzutage kaum noch eine Ausrede gibt. Es ist heute alles so zugänglich, dass im Grunde jeder, der eine Idee hat, sie mit einer Kamera umsetzen kann. 

Josy: Was hier natürlich ins Spiel kommt, ist – gerade weil sich fast jeder eine Kamera kaufen kann – der Marktpreis. Der Preisdruck für Künstlerinnen und Künstler ist extrem. 

JD: Als ich mit dem Filmen angefangen habe, habe ich mit Fotografie gestartet, aber ich habe darauf geachtet, dass meine Kamera auch etwas filmen kann. Damals war das immer ein Kompromiss. Heute wollen wir uns gar nicht mehr entscheiden. Denn diese Tools heute zu haben, also Foto und Video in einem Gerät und das auf hohem Niveau, ist unverzichtbar und entspricht dem Zeitgeist, flexibel zu bleiben.

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