31.10.24 zurück

GFX100S II – Bewegung und Symmetrie mit Muriel Florence Rieben

Muriel Florence Rieben liebt das Spiel von Licht und Schatten und bringt dies in ihren Fotografien zum Ausdruck. Für uns hat sie die GFX100S II getestet und sich dabei auf neues Terrain gewagt: Ihre bisherigen Erfahrungen beruhten hauptsächlich auf Vollformat-Systemen. Die Arbeit mit einer Mittelformat-Kamera war also zunächst herausfordernd, doch die neue Entschleunigung brachte spannende Wege und Herangehensweisen mit sich. In diesem Beitrag lässt sie uns an ihrer Reise durch die Fotografie teilhaben.
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Muriel Florence Rieben

Im Jahr 2020 startete meine fotografische Reise. Von Anfang an lag meine Inspiration in der Schönheit von Formen und Linien sowie dem faszinierenden Spiel von Licht und Schatten. Diese anfängliche Faszination führte mich vorrangig zur Architekturfotografie, in der ich die Kraft der Strukturen und die Poesie der Details einfing. Als ehemalige Tänzerin fand ich in der Fotografie eine neue Ausdrucksform, die meine Liebe zur Bewegung und zur Symmetrie perfekt vereint. Meine Sichtweise wurzelt tief in einem minimalistischen Lebensansatz und meiner Tanzvergangenheit, die meine Ästhetik und mein Verständnis für den Moment geprägt haben. In der kreativen Zusammenarbeit mit anderen Künstler:innen finde ich stets neue Inspiration und erweitere kontinuierlich meine Vision. Heute arbeite ich nicht nur in der Welt der Tanzfotografie, sondern habe auch ein Auge für Fashion, Lifestyle und Sport entwickelt. Die Vielfalt dieser Bereiche spiegelt sich in meinen Bildern wider, die Dynamik, Eleganz und Stil miteinander verbinden.


Erfahrungen mit dem GFX-System und Erwartungen an das Gear

Ich war sehr gespannt darauf, das GFX-System von FUJIFILM zu testen, da meine erste Kamera die FUJIFILM X-T3 war. Diese Kamera hat mich im ersten Jahr meiner Fotografie-Reise ununterbrochen begleitet, bevor ich mich dazu entschlossen habe, auf ein System mit Vollformatkameras umzusteigen. Ich war interessiert daran, das GFX-System von FUJIFILM zu testen, da ich die Gelegenheit nutzen wollte, eine Kamera im Mittelformat zu erkunden. Meine Erwartungen an dieses Gear liegen in einer herausragenden Bildqualität, einer hohen Auflösung und viel Flexibilität, um meine fotografische Kreativität weiter zu entfalten.

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Projektrahmen und Vorgehensweise beim Test der GFX100S II

Im Juni 2024 hatte ich die Gelegenheit, an einer Fotografie-Masterclass auf Teneriffa teilzunehmen, die vom französischen Fotografen Sebastien J. Zanella geleitet wurde. Diese inspirierende Workshop-Erfahrung umfasste das tägliche Erkunden des Unbekannten, das Vertiefen der spirituellen Verbindung zur eigenen Kreativität und die Möglichkeit, meine Sichtweise auf die Welt zu verändern. Bei meinem Ansatz zum Gear-Test gehe ich eher unkonventionell vor, da ich kein Technik-Freak bin und wohl nie einer sein werde. Ich fotografiere aus dem Bauch heraus und folge dem Motto «einfach drauf los». Ich teste das Gear also zunächst intuitiv und lasse mich von meinem Instinkt leiten, um ein authentisches Gefühl für die Einsatzmöglichkeiten zu gewinnen. Diese Herangehensweise ermöglicht es mir, das Equipment auf eine persönlichere und emotionalere Weise zu erkunden und zu bewerten. Besonders wichtig sind mir Eigenschaften wie Bildqualität, Benutzerfreundlichkeit, Haltbarkeit und Flexibilität, da sie entscheidend für meine Arbeit als Fotografin sind.

Erste Eindrücke und besondere Features des Mittelformats

Die ersten Eindrücke beim Arbeiten mit dem Mittelformat faszinierten mich. Der Übergang von einem Vollformat-System zum Mittelformat war zwar zunächst eine Herausforderung, da ich die hohe Geschwindigkeit der Kamera gewohnt war und nun mehr Geduld mit dem GFX-System aufbringen musste.

Die hohe Auflösung der Bilder hat mich jedoch dazu inspiriert, gezielter zu fotografieren und jeden Shot sorgfältiger zu planen. Das Erlebnis, ein Bild durch den Mittelformat-Sensor zu betrachten, ist eine einzigartige Erfahrung; irgendwie fühlt es sich besonders schön und wertvoll an. Ein besonderes Feature am Gear, das mir positiv aufgefallen ist, liegt in der beeindruckenden Detailtreue und Klarheit. Die Qualität und Tiefe der Bilder, die ich mit dem Mittelformat-System produziere, sind herausragend und transportieren eine ganz neue Dimension der fotografischen Ausdruckskraft.

Erfahrungen mit dem GFX-Objektiv

Für mich war es eine bereichernde Erfahrung, mit dem GFX-Objektiv zu arbeiten. Obwohl mir verschiedene Objektive zur Verfügung standen, habe ich mich bewusst für das GF55mm entschieden und ausschliesslich diese mitgenommen. Die Entscheidung, nur ein Objektiv zu verwenden, ermöglichte es mir, mich voll und ganz auf die Fotografie einzulassen. So musste ich nicht ständig über einen Objektivwechsel oder die optimale Brennweite nachdenken. Die Fokussierung auf ein einzelnes Objektiv zwang mich dazu, kreativer zu werden und neue Wege zu finden, um die gewünschten Aufnahmen zu realisieren. In gewisser Weise waren meine Füsse der «Zoom», da ich physisch näher oder weiter weg gehen musste, um den gewünschten Bildausschnitt zu erreichen. Obwohl ich also mit nur einem Objektiv gearbeitet habe, habe ich nichts vermisst, da ich auf diese Weise eine intensive und fokussierte Arbeitsweise entwickeln konnte, die meine fotografischen Entscheidungen bewusster und intuitiver gestaltete.

Dynamikumfang, Farben und Postproduktion

Für meine Arbeiten sind Dynamikumfang und Farben entscheidend, da sie massgeblich zur Qualität und Ausdruckskraft meiner Fotos beitragen. Ein hoher Dynamikumfang ermöglicht es mir, sowohl sehr helle als auch sehr dunkle Bereiche detailliert abzubilden, was den Bildern mehr Tiefe verleiht. Ausserdem arbeite ich mit vielen Farben, um Stimmungen und Emotionen zu transportieren. Im Rahmen meines Tests habe ich mich bewusst dafür entschieden, mit RAW-Dateien zu arbeiten und keine FUJIFILM-Filmsimulationen zu verwenden. Ich persönlich ziehe es vor, meine Fotos ohne vorgefertigte Presets zu bearbeiten, da ich meinen eigenen Bearbeitungsstil pflege und mich nicht von einer Filmsimulation beeinflussen lassen möchte. Die Flexibilität und Kontrolle, die mir RAW-Dateien bieten, sind für meine kreative Vision von grosser Bedeutung. Ich konnte meinen gewünschten Bildstil erfolgreich umsetzen, da ich meine bewährten Techniken und kreativen Ansätze beibehalten habe. Die Arbeit mit den FUJIFILM-Dateien war eine spannende Erfahrung, da sie mir viel Spielraum für Anpassungen bieten – vor allem beim Zuschneiden der Bilder – und ich die hervorragende Bildqualität sehr schätze. Die FUJIFILM-Farben erscheinen mir lebendig und nuanciert, was sicherlich einen Einfluss auf das Endresultat hat, jedoch für mich persönlich nicht entscheidend ist. Durch die hohe Auflösung konnte ich in der Bearbeitung einen deutlich erweiterten Spielraum beim Croppen nutzen, was zu einer Vielzahl an Variationen aus nur einem einzigen Bild führte.

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Fazit und Empfehlungen zur GFX100S II

Die FUJIFILM GFX100S II hat mich besonders mit ihrer extrem hohen Auflösung überrascht und überzeugt. So blieben die Bilder auch nach dem Zuschneiden noch gestochen scharf. Diese Eigenschaft war für mich besonders wertvoll, da ich während des Tests nur mit einem Objektiv gearbeitet hatte und gelegentlich froh war, die Bilder in der Nachbearbeitung zuschneiden zu können. Die Dimension der Kamera hat sich als herausfordernd erwiesen, da sie aufgrund ihrer Grösse für meine kleinen Hände etwas unhandlich war. Zudem habe ich die Schnelligkeit vermisst, insbesondere in Situationen, in denen ich Bewegungen einfangen wollte. Trotz dieser Punkte würde ich die GFX100S II all jenen Fotograf:innen empfehlen, die Wert auf herausragende Bildqualität legen und die Flexibilität einer hochauflösenden Mittelformatkamera schätzen.

Fotos & Text: Muriel Florence Rieben

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