10.07.23 zurück

X-T5 – Reisen mit Fixbrennweiten

In der einen Hand meine Kamera und in der anderen ein Flugticket nach irgendwo. Das ist mein Idealzustand und ein Traum, den ich mir vor Kurzem erfüllen durfte. Ohne feste Pläne, ohne Deadlines und ohne vordefinierte Route startete ich mein Abenteuer in Vietnam. Mein Ziel? Bilder einzufangen, die das Fernweh wecken und einen Platz an jeder Wand verdienen. Auf der Suche nach Motiven lasse ich mich von meiner Neugier und Spontaneität leiten. Es sind die ungezwungenen Augenblicke und Begegnungen, die mich am meisten antreiben.
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Denny Waves

Mein Name ist Denny und ich bin als Reise- und Portrait-Fotograf in der Welt unterwegs. Die Fotografie begleitet mich seit mehr als einem Jahrzehnt und ich kann und will mir ein Leben ohne Kamera in der Hand nicht mehr vorstellen. Von Strassenfotografie über Makroaufnahmen bis hin zur Sportfotografie habe ich mich schon in so manchem fotografischen Genre ausprobiert. Die Portraitfotografie lässt mein Herz aber höherschlagen als jede andere Disziplin. Es ist ein grossartiges Gefühl, jemandem durch ein Portrait neues Selbstvertrauen zu schenken und schöne Erinnerungen festzuhalten.


Als ich mein Reise-Equipment zusammengestellt habe, wusste ich schon bei ihrer Ankündigung, dass die X-T5 und das XF 56mm F1.2 WR unbedingt mitmüssen. Der handliche Formfaktor der T5 und die unglaublich ästhetische Bildcharakteristik des neuen 56-mm-Objektivs haben bei mir keine Zweifel aufkommen lassen. Für mein möglichst leichtes Kit habe ich zudem das XF 16mm F2.8 WR, XF 23mm F1.4 WR, XF 33mm F1.4 WR und das XF 70–300mm F5.6–6.3 WR ausgewählt.

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Für mich sind Kompaktheit, Wetterbeständigkeit und Lichtstärke die entscheidenden Faktoren, um einen gemütlichen Platz in meinem Kamerarucksack zu ergattern. Ich erwarte von meiner Ausrüstung, dass sie ein verlässlicher Partner ist und meinem abenteuerlichen Reisestil standhält.

Kurz bevor ich zum Flughafen aufbrechen wollte, blickte mich allerdings noch die X100V sehnsüchtig vom Regal aus an. Ich konnte nicht widerstehen und habe sie kurzerhand in meine Tasche gepackt. Im Nachhinein bin ich überaus dankbar dafür. Warum genau? Das werde ich euch in meinem kommenden Bericht verraten.

X-T5: verbesserter Autofokus und höhere Auflösung für superscharfe Aufnahmen

Vor Beginn meiner Reise war ich hauptsächlich mit der T4 unterwegs und entschied mich dann für das Upgrade auf die T5, um bestens für meine bevorstehenden Abenteuer gerüstet zu sein. Seitdem hat sich meine treue T5 in Vietnam, Thailand, Hongkong und Japan ordentlich ausgeknipst. Der Umstieg ist mir äusserst leichtgefallen, denn so ziemlich alle Bedienelemente sind am gleichen, bewährten Ort. Das motorische Gedächtnis ist wirklich eine grossartige Funktion unseres Körpers.

Als ich letztes Jahr vor dem Trevi-Wunschbrunnen in Rom stand, überkam mich ein spontaner Gedanke: Warum nicht ein paar Upgrades für meine T4 wünschen? Ich warf also zwei alte Leica-Objektive in den Brunnen und hoffte auf das Beste. Und tatsächlich, meine Wünsche wurden erhört.

Die grössten Upgrades zur T4 stellte ich beim Autofokus und der Auflösung fest. Besonders die Gesichtserkennung und die neuen Autofokus-Modi für Tiere und Fahrzeuge erwiesen sich als ungemein hilfreich, speziell in Situationen, in denen ich unberechenbare Affen in Kyoto oder übermotorisierte Tuk Tuks in Thailand einfangen wollte. Vor allem der Tier-Autofokus war auf meinen Reisen bis anhin ein wahrer Segen. Es kommt schliesslich nicht allzu oft vor, dass ich stundenlang im Tarnanzug im Gebüsch auf der Lauer liege. Oftmals überraschen mich tierische Begegnungen völlig unerwartet. Doch dank meiner verlässlichen T5 und der Tatsache, dass es sich meistens nicht um einen Tiger handelte, konnte ich mit knackscharfen Schnappschüssen unbeschadet zum Hotel zurückkehren.

Dank des Tier-AF konnte ich mich ganz auf die Bildkomposition konzentrieren und hatte Gewissheit, dass der Fokus sitzt.

Mit der T5 habe ich rund 50 % mehr Pixel zur Verfügung als bei der T4, was mir einen deutlich grösseren Spielraum in Bezug auf die Nachbearbeitung bietet. Ich habe eine grössere Flexibilität beim Zuschneiden und kann stärker auf die Details des Bildes eingehen. Beim Retuschieren von einem Ganzkörperporträt kann ich so beispielsweise das Gesicht im Detail bearbeiten. Anschliessend in der Totale betrachtet, resultiert für mich so ein saubereres Endergebnis.

Festbrennweiten für die perfekte Bildwirkung: neue Blickwinkel und spannendes Spiel zwischen Schärfe und Unschärfe

Es gibt viele technische Aspekte wie Schärfe, Lichtstärke und Bokeh, die für den Einsatz von Festbrennweiten sprechen. Für mich liegt der grosse Vorteil aber in der Arbeitsweise. Wenn man mit einer Festbrennweite stehen bleibt, bekommt man lediglich mehrere Aufnahmen von demselben Bildausschnitt. Physische Bewegung wird also stark gefördert und das wiederum eröffnet neue Impulse und Blickwinkel. Natürlich ist man mit einem Zoom nicht am Boden verwurzelt, aber zumindest ich neige mit einem Zoom dazu, zuerst die Brennweiten-Millimeter zu gehen, bevor ich meine Füsse in Bewegung setze.

In gewisser Weise schätze ich also die Limitierung, die mit Festbrennweiten einhergeht. Je nach Situation überlege ich mir bewusst, welche Brennweite und damit verbundene Bildwirkung am besten zum Motiv passen würden. Sie zwingt mich, genauer hinzuschauen. Sie ermutigt mich, ungewohnte Perspektiven einzunehmen und trainiert mein Auge, in eine bestimmte Brennweite zu sehen. All dies hat für mich zu deutlich besseren Ergebnissen in meiner Fotografie geführt.

Einzig im erweiterten Telebereich konnte ich mich bis anhin nicht vollends mit Festbrennweiten anfreunden. Bei weit entfernten Motiven schätze ich es, den Bildausschnitt über den Zoom anpassen zu können. Es ist nämlich oft schwierig oder unmöglich, bei grösseren Distanzen zum Motiv meine Position zu verändern. Nicht selten scheint sich nämlich eine Schlucht, ein Gewässer oder ein Schwarm Moskitos zwischen mir und dem Motiv zu befinden. Wie einleitend erwähnt, habe ich mich daher auch auf dieser Reise für das XF 70–300mm entschieden.

Wenn ich nur einen Gegenstand mit auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte, würde ich das Überlebens-Kit zuhause lassen und das XF 56mm einpacken. Mit Sicherheit eignet es sich dank der hohen Lichtstärke auch super zum Feuermachen (nicht verifiziert). Nach einer kurzen Auswertung meines Lightroom-Katalogs ist es somit auch nicht überraschend, dass das XF 56mm für einen Grossteil meiner Bilder verantwortlich ist. Rund 60 % aller Fotos, die es in meine engere Auswahl geschafft haben, habe ich mit dieser Linse aufgenommen. An dem Objektiv schätze ich vor allem das harmonische Zusammenspiel von Schärfe und Unschärfe. Die Fokusebene ist auch bei F1.2 knackscharf, während das Bokeh dem Bild eine schmeichelnde Dreidimensionalität verleiht. Man muss nicht alles mit F1.2 fotografieren. Es nicht zu tun, wäre aber auch eine Lichtverschwendung, oder? Ich liebe es, mit unscharfen Elementen im Vorder- und Hintergrund zu spielen und da hat Abblenden natürlich seine Berechtigung. Die grosse Blende am XF 56mm gibt mir hierbei viel Freiheit in der Gestaltung.

Mit den Erfahrungen, die ich seit Reisebeginn sammeln durfte, würde ich mich auch heute wieder für dasselbe Kit entscheiden. Als Ergänzung würde ich lediglich das 30mm Makro in Betracht ziehen. Auf den Inseln Koh Samui und Phu Quoc hatte ich zwei sehr fotogene Eidechsen- und Gottesanbeterinnen-Begegnungen. Das 70–300mm hat die Nahaufnahmen zwar sehr gut gemeistert, mit einer dedizierten Makro-Optik hätte ich das Resultat aber noch weiter verbessern können. Zudem ist das neue 30mm ein Fliegengewicht und sogar leichter als mein Münzportemonnaie in Tokyo. Obwohl in Japan alles Hightech zu sein scheint, ist die Liebe der Japaner zu ihren Münzen ungebrochen. 

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Intuitives Fotografieren dank zurückgewonnenem Klappbildschirm

Mein Lieblingsfeature der X-T5 hat wohl bereits Fotofreundschaften zerstört. Es ist beinahe eine Religionsfrage. Ja, ich spreche von Klapp- vs. Schwenkbildschirmen. Eines vorweg, ich bin ein gläubiger Anhänger der Klappbildschirme-Bewegung und konnte mich nie richtig auf die flexibleren Werte der Dreh- und Schwenker einlassen. Dass sich die T5 wieder zu ihren Wurzeln zurückbesinnt und auf den Klappbildschirm setzt, löste bei mir ein leidenschaftliches Halleluja aus. Natürlich handelt es sich hierbei um eine reine Gewöhnungssache und beide haben ihre Vor- und Nachteile. Für mich fühlt sich der Klappbildschirm aber deutlich intuitiver an. Ich denke, es liegt primär daran, dass er näher am Zentrum der Kamera sitzt (wo er auch hingehört). Besonders viel Anwendung findet die Funktion in meiner Street- und Portraitfotografie. Street-Fotos lassen sich so bequem aus der Hüfte schiessen, ohne dabei gross Aufmerksamkeit zu erregen. Für Portraitaufnahmen bevorzuge ich oftmals einen etwas tieferen Winkel. Dadurch wirkt die portraitierte Person ein wenig grösser und selbstbewusster. Zudem verdeckt die Kamera so nicht mein Gesicht und ich kann etwas direkter mit meinem Model kommunizieren.

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Dank der Regenzeit in Thailand haben Wasserpfützen einen speziellen Platz in meinem Portfolio gefunden. Ohne Klappbildschirm müsste ich nach dem Shoot jeweils in die Thai-Massage.

X-T5: Faszination auf ganzer Linie für leidenschaftliches Fotografieren

Nach rund drei Monaten im Dauereinsatz kann ich ohne Vorbehalte bestätigen, dass die T5 und ich die Flitterwochenphase genossen haben und nun für eine langfristige Reisepartnerschaft bereit sind. Es gab kaum einen Tag, an dem der Auslöser unberührt und der Klappbildschirm eingerastet blieb.

Besonders gut gefallen hat mir das Autofokussystem. Durch die Motiverkennungsmodi kann ich mich in vielen Situationen ganz auf die Bildkomposition konzentrieren und habe Gewissheit, dass der Fokus sitzt. Regen in Bangkok, heftige Schauer in Phu Quoc und Monsunausläufer in Osaka: Nasses und stürmisches Wetter war auf meinem Trip keine Seltenheit und somit eine willkommene Gelegenheit, die Wetterbeständigkeit der X-T5 und WR-Objektive auf die Probe zu stellen. Das Gear hielt dem Wetter stand, was ich von meinen durchnässten Socken und meiner Reisebegleitung in Osaka nicht behaupten kann. Die widrigen Umstände sorgten auf der Regenmotivjagd für eine spannende Atmosphäre und so entstanden einige meiner Lieblingsbilder in diesen Momenten.

Neben all den technischen Finessen und Tricks bringt für mich die T-Serie eine schwer zu beschreibende Faszination mit sich. Der physische Blendenring, die haptischen Knöpfe und die nostalgische Anmutung des Designs tragen bestimmt zu diesem Gefühl bei. Der Blendenring hat für mich zudem eine ASMR-Komponente. Klick, klick, klick und schon sind wir wieder auf F1.2! Es macht einfach Spass, die Kamera und Objektive zu verwenden. Und so zieht es mich auch nach 90 Tagen gleich motiviert raus in die Welt, um Licht, Schatten und Farben in schöne Vierecke zu verpacken.

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Foto & Text: Denny Waves

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