In dieser Folge gibt der Urban Landscape-Experte, Jens Krauer, wertvolle Einblicke in seine Arbeitsmethoden und verrät, worauf es ankommt, um überzeugende Ergebnisse zu erzielen.



«Ich bin grundsätzlich happy mit dem Bild. Es gibt einen Teilaspekt von dem wieder, was man dort vor Ort oft sieht. Unter anderen Umständen, vor allem mit mehr Zeit zum «Eintauchen», hätte man natürlich noch mehr aus diesem Ort herausholen können. Aus technischer Sicht hätte ich mir gewünscht, dass die Frau etwas weiter links steht (oder ich etwas weiter rechts), damit der Pfosten auf der rechten Seite ihres Gesichts etwas weiter weg ist. Doch sie steht im Licht und auch der Backdrop macht visuell und geometrisch Sinn. Von der Bildkomposition her gefällt mir, dass es einen Blickkontakt zwischen ihr und den Betrachtern gibt, da die Frau nicht zu mir, sondern direkt in die Kamera schaut. Was ich besonders positiv finde, ist, dass die Frau stolz und selbstbewusst wirkt. Ich finde es immer cool, wenn Menschen eine gewisse Würde ausstrahlen, und das tut sie definitiv.»
«Für mich war es wichtig im Bereich Urban Landscape einen Mix aus dem traditionellen Albanien und dem modernen Tirana zu zeigen. Im moderneren Teil von Tirana befinden sich doch einige Häuserschluchten, in denen sich bei Sonnenschein verschiedene interessante Lichtsituationen bilden, vor allem wenn die Sonne tiefer steht. So einen Spot habe ich zum Glück gefunden. Ebenfalls zu meinem Glück spazierte eine junge selbstbewusste Frau durch den Lichtstreifen. Das zeigt einmal mehr, dass eine gute Vorbereitung – in der Streetfotografie gehört dazu sicherlich die vorherige Erkundung der Gegend – gepaart mit Glück zu einem guten Foto führen kann. Vielleicht hätte ich noch ein bisschen weiter nach rechts gehen können, um das Strassensignal auszublenden.»
«Ich bin sehr zufrieden mit dem Foto und würde nichts anders machen. Besonders gelungen finde ich die Komposition: Man kann alle Köpfe der Herren sehen, keiner verdeckt den anderen. Der Blick ist schön auf den Mann in der Mitte gelenkt, der mit einem leichten Lächeln im Gesicht auf seine Dominosteine schaut. Ich hatte zuerst von weiter oben fotografiert und mich dann ein bisschen gebückt, um auf Augenhöhe zu sein. Ich finde diese Perspektive sehr spannend, denn sie vermittelt den Eindruck, dass ich selbst einer der Herren bin, der dort in der Runde sitzt und mitspielt. Was mir ausserdem gefällt, ist, dass alle ganz in das Spiel vertieft sind und niemand in die Kamera schaut – es war ja nicht so, als hätten sie mich nicht bemerkt. Als ich zu den Herren ging, verstand ich kein Wort von dem, was gesagt wurde. Aber mit einem Lächeln und ein paar Gesten deuteten sie an, dass ich dabei sein und zusehen durfte.»
Text: Anna Unternährer im Auftrag von FUJIFILM Switzerland
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